Rezension

Starkes Buch über einen interessanten Menschen

Revolution im Herzen - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Revolution im Herzen
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 5 Sternen

Handlung:

Nachdem Lenchens Vater früh gestorben ist, steht die Familie ohne Ernährer da und muss um ihr tägliches Überleben kämpfen. Lenchen ist fest entschlossen, ihrer Familie das Leben zu erleichtern und verschwindet deshalb in einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Sie will in eine Stadt und sich dort als Dienstmädchen verdingen, einen Teil des Lohns soll die Familie erhalten. Dabei trifft das junge Mädchen auf Jenny, eine Adlige, die es sich in den Kopf setzt, das junge Mädchen zu ihrer Vertrauten zu machen und den Haushalt ihrer Eltern zu holen.

Dort trifft Lenchen das erste Mal auf Karl Marx. Es herrscht keine große Sympathie zwischen den Beiden und umso empörter ist Lenchen, als sie erfährt, dass Karl Marx und Jenny sich verlobt haben.

Bald lebt sie zusammen mit den Marxens und den bald folgenden Kindern, wird für die Kinder zu einer zweiten Mutter und mit der Zeit gehen sich Lenchen und Karl Marx auch nicht mehr aus dem Weg. Sie interessiert sich für seine Studien und stellt dazu auch Fragen, wird mit der Zeit zu einer Beraterin, aber auch Kritikerin von ihm.

Mit den Jahren nähern sich Lenchen und Marx an, sie werden Freunde und als sie ein Kind von ihm erwartet, bangt sie nicht nur um die Freundschaft mit Jenny. Auch das große Werk, an dem Karl Marx und Friedrich Engels schreiben, steht auf dem Spiel...

 

Meinung:

Das Cover ist ganz nett, es bildet eine schöne Verbindung mit dem Inhalt des Romans. Es ist sehr schlicht gehalten und dadurch ganz angenehm zu betrachten, da viele Bücher meist ein recht auffälliges oder buntes Cover haben.

Wenn ich rein vom Cover ausgehen würde, muss ich ehrlich sagen, dass es mich wahrscheinlich nicht ansprechen würde und ich den Roman nur wegen der mir bekannten Autorinnen in die Hand nehmen würde. Dafür ist mir das Cover zu eintönig, unauffällig und ereignislos.

 

Sofort beim Aufschlagen des Buches sind mir einige Dinge sofort positiv ins Auge gefallen. Zum einen die Gestaltung des Bucheinschlages. Es gibt zum einen eine Karte von London, eine Station auf der Reise von Lenchen, Karl, usw. Diese habe ich dann auch im Verlauf des Romans genutzt und fand es ein sehr schönes Detail. Zum anderen wurde der Liedtext eines Liedes abgedruckt, welches im Verlauf der Handlung mehrmals Erwähnung findet und gesamt eine große Rolle im Leben der Familie Marx spielt.

 

Am Anfang gibt es eine Auflistung des Inhalts, die einzelnen Kapitel werden mitsamt Titel aufgelistet und außerdem findet man schon hier den Hinweis, dass es ein Glossar, sowie ein Nachwort und bibliographische Hinweise gibt.

Es gibt ein Personenverzeichnis von den Charakteren, hierbei ist es besonders interessant gehalten. Normalerweise werden hier verwandschaftliche Verhältnisse oder historische Posten gekklärt, die Beinert-Schwestern haben jedoch jedem Namen einen Hinweis zugefügt, welcher erst im Verlauf der Handlung einen Sinn ergibt. Diese Idee habe ich bisher nur bei den beiden Autorinnen gesehen und bin davon sehr angetan. Eine tolle Idee!
 

Am Anfang eines jeden Teils des Romans wurden Briefe eingebunden, die Lenchen an Karl Marx schreibt. Diese Idee hat mir gut gefallen, da der Roman dadurch nicht nur an Lebendigkeit und Authentizität gewinnt, sondern den Charaktern dadurch auch mehr Leben eingehaucht hat.

 

Der Roman war äußerst angenehm zu lesen, dadurch hat nicht nur die interessante Handlung beigetragen, sondern auch der äußerst angenehme Schreibstil der Beinert-Schwestern. Sie haben es nicht nur geschafft, die Handlung sehr wahrheitsgemäß und spannend darzustellen, sondern auch den Protagonisten Leben eingehaucht, wodurch alles noch authentischer gewirkt hat.

Es gab eine gelungene Einbindung von historischen Begriffen, deren Bedeutung im Glossar beschrieben wurde.

Während des Romans bereist Lenchen zusammen mit der Familie Marx mehrere Länder und dieser Aspekt wurde nicht nur durch die reine Erwähnung und Beschreibung erklärt, sondern auch durch die Einbindung von Begriffen und Redewendung des jeweiligen Landes. Diese Details fand ich sehr gelungen eingesetzt und haben den Roman zusätzlich aufgelockert.

 

Die Protagonisten waren lebendig dargestellt, teilweise hatte ich fast schon das Gefühl, sie persönlich zu kennen oder bei Gesprächen mit ihnen in einem Raum zu sitzen und alles live mitzuerleben.

Hier gibt es leider einen kleinen Kritikpunkt meinerseits (der einzige Makel, der mir in dem Roman aufgefallen ist): Lenchen lernt man als Leser mit zarten acht Jahren kennen und erlebt mit ihr nicht nur ihre restliche Kindheit und Jugend, sondern auch ihr Erwachsenenleben bis zu dem Alter von 35 Jahren. In dieser Zeit hat sie sich für mich zu wenig weiterentwickelt, sie erschien mir teilweise immer noch wie das junge Mädchen vom Anfang. Hier hätte ich es gerne gesehen, wenn sie eine größere Wandlung vollzogen hätte, die man beim Lesen richtig spürt.

 

Als Erzählperspektive dient die Ich-Erzählerin Lenchen. Man erfährt von ihr nicht nur Ansichten über andere Personen, sondern auch viele Gedanken und Gefühle. Als Leser versetzt man sich ein Stück weit auch in die Rolle von Lenchen und erlebt die Ereignisse mit ihr zeitgleich. Dadurch hatte ich während des gesamten Romans nicht einmal das Gefühl, zu wenige Informationen zu bekommen.

 

Im Verlauf der Handlung vergehen viele Jahre, der Roman beginnt im Jahr 1829 und endet 1855. Scheinbar sind die Jahre teilweise fast verflogen, jedoch hatte ich nie die Angst, wichtige Ereignisse, Zusammentreffen oder sonstiges zu verpassen.

 

Fazit:

Ein sehr runder Roman, der unglaublich angenehm zu lesen ist und die Geschichte einer jungen Frau wiedergibt, die von klein angefangen hat und am Ende eine wichtige Beraterin von Karl Marx war. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich das Geschehen mit großem Interesse verfolgt, der Roman hat nicht nur die harte Realität (Armut, Ausbeutung) wiedergespiegelt, sondern konnte auch mit emotionalen Stellen bestechen!