Rezension

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Sterben oder doch leben?

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 5 Sternen

Aysel und Roman lernen sich über eine Internetseite kennen, da sie beide einen Selbstmordpartner suchen. Sie treffen sich und könnten nicht unterschiedlicher sein, Aysel, die nachdem ihr Vater wegen Mordes im Gefängnis sitzt, von ihren Mitschülern wenig beachtet wird und überlegt, ob sie die Gene ihres Vaters hat und Roman, der beliebte, gut aussehende Basketballspieler, der nach einem tragischen Unfall seiner Schwester sich selbst die Schuld gibt. Und doch entscheiden sie sich den letzten Schritt gemeinsam zu tun.
Bis zu ihrem geplanten Selbstmord am 7.4 treffen sie sich am Anfang nur, um die letzten Schritte zu besprechen und doch entwickelt sich zwischen den Beiden ein gewisses Verständnis, da sie verstehen, wie der andere empfindet und sich keine Vorwürfe machen. Roman gibt relativ schnell seine Gründe preis, doch Aysel schämt sich und macht sich sehr viel Gedanken, ob er sie dann immer noch mag, wenn er weiß, was ihr Vater getan hat.
Und so entsteht eine zarte Bande zwischen ihnen, Aysel kommt immer wieder ins Grübeln, denkt viel darüber nach, was sie nun ein letztes Mal macht, was sie noch machen möchte und möchte um sich zu verabschieden, sich noch einmal mit ihrem Vater treffen.

Das Buch würde mich in einer Buchhandlung anlachen und neugierig machen, es ist einerseits durch die schwarze Schrift einfach gehalten, aber die bunten Punkte peppen den Einband auf und lassen eine gewisse Fröhlichkeit vermuten.

Die Charaktere sind einfach nur sympathisch, Aysel, die sich selbst viel schlechter darstellt, als sie eigentlich ist, die an totalen Selbstzweifeln leidet und erst durch Roman ihr wahres Gesicht erkennt. Man kann sie verstehen und mitfühlen, warum sie so ist, wie sie ist. Wer würde sich keine Gedanken machen, wenn der eigene Vater eine solche Tat begangen hat?? Und dennoch kommt immer mal ein trockener Witz heraus und das erste zarte Lächeln wird immer mehr.
Bei Roman kann man aber auch verstehen, warum Aysel sich zu ihm hingezogen fühlt, er ist einfühlsam, hört zu, und hat ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter, die ihn gleichzeitig abgöttisch liebt und versucht ihn am Leben zu halten. Auch mit Roman kann man total mitfühlen, denn wer würde sich nach diesem Unfall nicht selbst die Schuld geben? Das einzige, was ich an ihm nicht verstehe, wieso würde er es seiner Mutter antun, auch noch den geliebten Sohn zu verlieren? Aber ich denke, in so einer Situation denkt man nicht an das danach.

Das Buch war so gefühlvoll geschrieben und dies mit einer Vielzahl an Facetten, am Anfang die Trauer der Beiden, die man so gut nachvollziehen und mitempfinden kann, die innige und verzweifelte Liebe von Romans Mutter, die alles versuchen würde um ihn zu retten, die Eifersucht Aysels auf ihre Halbschwester, die Aysel wohl sehr gerne als Schwester hätte, die verzweifelte Mutter von Aysel, die einfach nicht wußte, wie sie ihrer Tochter helfen konnte. die langsame Änderung der Gefühle und Gedanken von Aysel, das zarte Band, daß mit der Zeit zwischen den Beiden entsteht und die Hoffnung, die Aysel durch Roman erlernt. Und natürlich die Liebe, die alles ändert, die die Welt auf den Kopf stellt.

Ich würde das Buch vorbehaltslos weiterempfehlen, auch wenn ich am Ende gerne etwas mehr Seiten gehabt hätte, um dieses Gefühl von Aysel länger auskosten zu können, diese erste Gefühlsregungen, einfach um ihr etwas mehr Zeit mit und für Roman zu geben, aber auch dies hat dem Buch keinen Abbruch getan.

Kommentare

Leila99 kommentierte am 21. April 2015 um 15:41

Ja, das Buch ist wirklich richtig gut!