Stimmige kleine Geschichte

Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
von Peter Stamm

Bewertet mit 4 Sternen

Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt ist wieder so ein kleines, stimmiges Buch, genau nach meinem Geschmack. Mit Leichtigkeit und ohne zu viele Worte zu verlieren spinnt Peter Stamm eine faszinierende Geschichte um seinen Hauptcharakter Christoph, der meint, sich selbst begegnet zu sein.

Ich mochte das Gedankenspiel, das Stamm hier entwirft sehr gerne. Was würde ich tun, wenn ich alles nochmal machen könnte? Was würde ich anders machen? Kann ich das überhaupt? Und würde das etwas am Ergebnis ändern?

Während er der jungen Lena seine Geschichte erzählt, verschwimmen hier und da Christophs Erinnerungen und er ist sich nicht immer sicher, was ihm wirklich passiert ist oder was er sich nur eingebildet hat. Dabei rutscht die Geschichte aber nie ins Surreale. So absurd es manchmal klingen mag, bleibt alles nachvollziehbar. Schön war auch, dass Christoph im Roman von den Ereignissen genauso überrumpelt ist, wie der Leser der Geschichte. So schwingt die Frage „Was würde ich tun?“ beim lesen immer unmittelbar mit.

Wie bei den Buchpreisträgern bzw. -anwärtern Franzobel und Bodo Kirchhoff kommt Stamm bei der wörtlichen Rede ohne Anführungszeichen aus. Mich hat das hier überhaupt nicht gestört, wer diesen „Kniff“ aber generell nicht mag, der sei hiermit gewarnt. Generell las sich die Geschichte sehr flüssig. Die kurzen Kapitel haben genügend Raum zum innehalten gegeben und dass sich Christoph in seiner Erzählung dem „Jetzt“ nur langsam nähert, hielt die Spannung aufrecht. Besonders über das stimmige Ende zu dieser Geschichte bin ich sehr glücklich.

Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt ist ein ruhiger, kluger Roman über Schicksal, Liebe und die Frage, inwieweit man sein eigenes Leben in der Hand hat. Bedächtig erzählt, leise und doch packend. Sehr schön!