Rezension

Stolz und Vorurteile...

Im Jahr des Affen - Que Du Luu

Im Jahr des Affen
von Que Du Luu

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Mini lebt mit ihrem Vater in Herford, der dort ein Chinarestaurant betreibt, nur unter Strom steht und urplötzlich durch einen Herzinfarkt aus dem Alltag gerissen wird. So kommt es, dass Mini das Kommando im Restaurant übernehmen muss, den ganzen Tag hart schuftet und alle Aufgaben meistern muss, die sich ihr in den Weg stellen. Dazu gehört es nun mal auch sich durchzusetzen, auch wenn es ständigen Ärger & Streit mit dem Koch bedeutet, der ihr wenig Respekt rüber bringt. Aber wäre dieses Elend nicht schon genug, so hat sich auch noch Onkel Wu zu einem Deutschland Besuch angekündigt. Der traditionsbewusste Chinese holt die Vergangenheit wieder hoch: das frühere Leben, die gefährliche Flucht als Boatpeople aus Vietnam.

Mini muss einen klaren Kopf bewahren und befindet sich in einem ständigen Spakat zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, dabei will sie nur eins – Ihr eigenes Glück und weniger Stress für ihren ausgelasteten kranken Vater!

Meine Meinung:

Que Du Luu hat einen sehr poetischen, realistischen und unterhaltsamen Roman geschrieben, der den Leser auf eine Reise entführt, die sehr gefühlvoll und authentisch schildert, welche Qualen, Schmerzen und Ängste Migranten mit sich führen. Wie es ist anders zu sein, einen Platz zu finden an dem man sich heimisch und respektiert fühlt, und die Suche nach dem großen Glück!

Sie offenbart auch einige Einblicke über die Kultur, Mythen und den Glauben chinesischer Mitbürger, weckt die Interesse an diesem Land und führt den Leser auf einer empathischen Gefühlsebene an die Geschichte von Mini und ihren Vater heran, so dass man Freud, Leid, Schmerz und Ängste auf eine Art selbst verspürt und verarbeitet.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und hat einen bildlichen Touch. Man kommt sehr flüssig voran, aber leider gab es einen kleinen Haken an der sonst so tollen Geschichte. Es ist sehr interessant viel über das Land und seine Einwohner zu erfahren, und auch der bunte Mix der Sprachen hat mir Spaß bereitet, dennoch ließ es oft den Lesefluss stocken, denn wird oft mit chinesischen Wörter oder Sätze gearbeitet, die einmal übersetzt werden und ein anderes Mal ohne Übersetzung hingenommen werden, vielleicht auch, weil es oft ähnliche oder gleiche Worte sind, die folgen, dennoch sagt selbst die Protagonistin selbst, dass manche Wörter übersetzt unterschiedliche Bedeutungen im Deutschen oder gar im chinesischen haben. So wird es schwer zu unterscheiden, was gerade gemeint ist und mit gut Glück kann man aus dem Kontext eine Vermutung erahnen. Da hätte ich mir vielleicht etwas weniger oder aufschlussreichere Schilderungen gewünscht.

Mini ist eine taffe, schlagfertige und manchmal etwas egoistische Protagonistin, die mir dennoch sehr sympathisch war. Sie hat es nicht gerade einfach, denn in den Augen ihres Onkels ist sie nämlich eine Banane, d.h. außen Gelb und innen Weiß, und dies lässt er sie auch mehr als deutlich spüren. Es ist sehr schön gestaltet, wie sie sich gegen die Vorurteile durchsetzt und allen zeigt, welches Potential wirklich in ihr steckt.

Wie schon viele Bücher aus dem Königskinder Verlag, ist auch dieses Mal viel Liebe zum Detail in die Covergestaltung gesteckt worden und man weiß nicht was man mehr bewundern soll: „ Das Cover oder das Buch ohne Schutzumschlag!?“  Beides ist wieder ein absoluter Hingucker!

Fazit:

Eine sehr authentische Geschichte über das Leben in einem fremden Land, der Umgang miteinander, wahre Freundschaft und Familienzusammenhalt, kulturelle Aspekte, aber auch das anders sein und dazu stehen!