Rezension

Streckenweise ganz gut... aber nicht wirklich gelungen.

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit - Gilly MacMillan

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
von Gilly Macmillan

Bewertet mit 3 Sternen

Zitat:

"Wir tanzen herum, und vermuten, im Kreis, Das Geheimnis doch sitzt in der Mitte und weiß."

(Robert Frost, Das Geheimnis sitzt, 1942) Seite 7

Mit einer Bewertung habe ich mich hier ziemlich schwer getan. Einiges hat mir wirklich gut an dem Buch gefallen, anderes wiederum war mir dann doch zu offensichtlich.

Kurz zum Inhalt:

Zoe ist eine begabte Pianistin doch ein selbstverschuldeter Autounfall, wobei drei andere Teenager starben, verändert ihr Leben schlagartig. Damals war Zoe fünfzehn Jahre alt und nachdem sie ihre Haftstrafe abgesessen hat, inzwischen also drei Jahre später lebt sie ein neues Leben. Ihre Mutter Maria hat einen neuen Mann Chris, der einen Sohn Luca hat und dann ist da noch das neue Baby Grace. Doch ab hier wird es merkwürdig. Zoe hat einen neuen Namen, ihr neuer Stiefvater darf nichts von dem Unfall wissen. Zudem agiert Maria wie eine Marionette, die alles für Chris macht was er von ihr verlangt. Zoe avanciert eher zur Randfigur, sie existiert nur noch schattenhaft.

Zitat:

"Du denkst, du hast das Schlimmste hinter dir,

Du denkst, du hast dir eine zweite Chance verdient,

Doch die Vergangenheit vergibt nie."

(Klappentext)

Ein Psychothriller, fein konstruiert, detailreich, melancholische Atmosphäre... teilweise ein bisschen verträumt.

Ich fand Zoe als Hauptcharakter gut gewählt, sie hatte mehrere Facetten und handelte glaubwürdig. Jedoch hat mich dieses im Selbstmitleid suhlen ein wenig gestört. Maria war mir als Mutter ziemlich unsympathisch, sie hatte nur Augen für das Talent ihrer Tochter, ansonsten schien sie ihr völlig egal zu sein. Zudem störte mich, dass sie zunächst als sehr eigenständiger Charakter bezeichnet wurde, dann aber in der Beziehung mit Chris als ein solcher gar nicht agierte. Sie wirkte beinahe mechanisch, verstellt und irgendwie falsch. Ich konnte sie während des Lesens nicht wirklich einordnen, irgendetwas hat mich die ganze Zeit gestört.

Den Schreibstil der Autorin fand ich ziemlich gelungen, detailreich und Atmosphärisch. Das Buch hatte durchweg etwas beklemmendes. In der Geschichte entwickelte sich alles ziemlich langsam, was vorallem wohl den sonderbaren Zeitsprüngen geschuldet war, welche insbesondere Sonntagabend nach dem Konzert stattfanden. Jedoch war das Buch eher spannungsarm und vorhersehbar, so dass es eher den Eindruck eines Familiendramas vermittelte, als eines Thrillers.

So wirklich überzeugen konnte mich die Geschichte um Zoe im Nachhinein nicht. Das Buch war streckenweise sehr gut, doch zu viele Probleme der Nebencharaktere und wenig bis gar keine spannenden Wendungen ließen den Plot letztlich sehr schwach wirken, so dass ich hier nur drei Sterne vergeben kann.

Randnotiz: Was mir besonders gefallen hat, war die Wahrnehmung von Luca. Ich mochte seine Vorstellungen und Gedanken über Kameraführungen in Filmen. Wie bestimmte Ansichten gefilmt werden, um den Zuschauer bestimmte Eindrücke zu vermitteln. Wie Perspektiven Wahrnehmungen verändern und schon kleine Details Großes bewirken können.

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