Rezension

Streckenweise langweilig, zu viele Handlungsstränge

Nachts am Brenner - Lenz Koppelstätter

Nachts am Brenner
von Lenz Koppelstätter

Bewertet mit 3 Sternen

Dieser Krimi konnte mich nicht überzeugen. Dabei fing es mit einem stimmungsvollen Prolog an, mit Gedanken über die Nacht und das Schicksal, über das Leben, wenn auch sprachlich etwas einfach in meist unvollständigen, oft abgehackt klingenden Sätzen:

"Wer zu viel will, ist nie zufrieden. Das annehmen, was das Leben einem bietet. Nicht mehr erwarten." (7)

Auch der Brenner ist gut charakterisiert und wird in seinem heutigen Zustand kritisch beleuchtet: "Kaputter Sehnsuchtsort für die deutschen und holländischen Wohnwagentouristen auf dem Weg in den Süden. Einstige Schmerzensgrenze für uns Südtiroler." (23)

Die Person des ermittelnden Commissario Grauner, der nebenbei Kühe auf seinem Hof hält, ist gut ausgearbeitet. Sein Kollege Saltapepe aus Neapel kommt streckenweise etwas zu naiv rüber und Staatsanwalt Belli ist leider nur ein schreiendes Klischee.

Was mich aber wirklich gestört hat, sind die verschiedenen Handlungsstränge, nicht nur, dass Grauner und Saltapepe teilweise getrennt ermitteln und der Leser ständig mit störenden Cliffhängern am Ende eines Kapitels konfrontiert wird, sondern vor allem die unterschiedlichen Vorkommnisse, die mit dem eigentlichen Fall nicht unbedingt etwas zu tun haben, wie z.B. das Hanffeld oder die Flüchtlinge, die über den Brenner gebracht werden. Eine Konzentration auf weniger Themen wäre besser gewesen.

Das hat der Autor sogar selber so gesehen, denn er lässt Grauner denken: "Gefangen im Durcheinander dieses Fall. … Zu viele Stränge, zu viel Durcheinander." (113)

Dem ist nichts hinzuzufügen.