Rezension

Sturmgewaltig

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken - Sabaa Tahir

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
von Sabaa Tahir

„Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ ist so gewaltig wie ein Sturm. Geschmiedet aus Feuer und Asche.

„Normalerweise würde ich für solch eine Unverschämtheit ein Auge nehmen“, sinniert die Kommandantin. […] „Bitte“, sage ich. „Es war ein Fehler.“ Sie beugt sich herunter zu mir, sodass ihre Lippen nur noch Zentimeter von den meinen entfernt sind, und ihre toten Augen erhellt ein erschreckender Zorn […] „Dummes Mädchen“, flüstert sie. […] Sie schiebt einen Knebel in meinen Mund, und dann brennt, sengt und schneidet sich der Dolch seinen Weg durch meine Haut. Sie arbeitet langsam, so langsam. – S. 207-208

 »Inhalt«

Laia hat schon vor langer Zeit ihre Eltern verloren. Doch als jetzt auch noch ihre Großeltern vor ihren Augen umgebracht und ihr Bruder verschleppt wird, hat sie nur noch einen Gedanken: Ihn retten. Dafür riskiert sie alles, indem sie sich freiwillig versklaven lässt, um in der Höhle des Löwen Informationen zu sammeln.

Elias steht kurz vor der Abschlusszeremonie, um eine Maske zu sein. Allerdings plant er, dieses Amt nicht lange auszuführen, sondern zu fliehen und damit zu desertieren.

Doch am Ende kommt alles ganz anders, da die Auguren nach über 500 Jahren die Prüfung ausrufen, auf die das Land gewartet hat.

Elias wird Laia begegnen und sobald sich ihre Blicke zum ersten Mal kreuzen, hält die Welt den Atem an, weil sich alles verändern wird!

»Sturmgewaltig«

„Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ ist so gewaltig wie ein Sturm. Geschmiedet aus Feuer und Asche.

Sabaa Tahir hat mich vom ersten Wort an bedingungslos eingewebt in die Welt des Imperiums.

Ich habe stundenlang, beinahe ununterbrochen die Wendungen, Schicksalsschläge und rohen Brutalitäten dieser Welt verfolgt. Durch die Augen der beiden Protagonisten Elias und Laia, die im Wechsel aus der Ich-Perspektive erzählen, durfte ich für eine viel zu kurze Zeit in eine mehr als spannende Geschichte abtauchen.

»Weinen, ausrasten und schreien«

Diese spannende Geschichte lebt von Momenten, in denen man einfach nur den Atem anhalten kann, geschockt ist, am liebsten weinen, ausrasten, schreien oder alles auf einmal tun würde.

Sabaa Tahirs Geschichte ist gezeichnet von einer schonungslosen Gewalttätigkeit, die die Story umso spannender werden ließ. Schluss mit süffisanten Wendungen, mit Gnade, mit Erbarmen oder der Hoffnung, dass doch niemand wirklich so böse sein könne. Doch! Manche Figuren in „Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ können genau DAS!

Normalerweise lobe ich die innere Stärke der Protagonisten. Ihre Unerschrockenheit, ihren Willen und ihre feste Überzeugung, dass sie in der Lage sind, allem standzuhalten und niemals aufzugeben.

»Zweifelfresser«

Hier jedoch lobe ich tatsächlich einmal die Schwäche Laias. Laia ist innerlich von Zweifeln zerfressen. Weiß, dass sie Angst hat. Kämpft mit der Furcht, dass sie nicht durchhalten könne, dass sie aufgibt, dass sie sich dafür selbst hassen muss. Laia hat Angst und dennoch… macht sie weiter. Schafft es immer wieder, sich zu überwinden und trotz Furcht mutig genug zu sein, nicht bewegungsunfähig zu werden. Diesen inneren Zwiespalt, den die Autorin eingebettet in einen bombastischen Spannungsbogen aufzeigt, der hat mich beeindruckt.

»Gegensätzliche Herkunft«

Der brachte mir Laia näher. In einer Welt, die auf einer totalitären Machtstruktur basiert, existieren als Gegengewicht noch genug kleine Lämpchen, die mich als Leserin noch die Hoffnung für „Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ bewahren ließen.

Fasziniert hat mich auch die gegensätzliche Herkunft von Elias und Laia. Beide kämpfen sie für ähnliche Sachen, obwohl sie aus so unterschiedlichen Schichten stammen. Ein Punkt, den Sabaa Tahir wunderbar ausgeschmückt hat und der einer von vielen Stützpunkten dieses glanzvollen Werkes darstellt!

»Mein Fazit«

Sabaa Tahir bietet absolut großes Kopfkino mit feinstem Bashing an, durchläuft dennoch alle Facetten von Spannung, Abenteuer, Liebe, Kampf, Verrat, Zweifel, Trauer, Stärke, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Sie erschafft zwei Protagonisten mit eindringlichen Stimmen, deren Handeln beim Lesen zu meinem eigenen wurde. Sie erschafft Tod und Leben zugleich, in einem Buch, in dem sich die Wörter von den Blättern zu lösen schienen, um einen Tanz direkt vor meinem inneren Auge zu vollführen. Sie erschafft unmögliche Gegensätze, die trotz alledem logisch sind.

Eigentlich gibt es nichts, was „Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken“ nicht gehabt hätte und so kommt es, dass ich schon lange nicht mehr derart verliebt in ein Buch gewesen bin.