Rezension

Sturmzeit

SUMMERTIME - Die Farbe des Sturms - Vanessa LaFaye

SUMMERTIME - Die Farbe des Sturms
von Vanessa Lafaye

Bewertet mit 5 Sternen

Vanessa Lafaye - Summertime - Die Farbe des Sturms - Limes-Verlag

Heron Key, Florida, 1935
"Fast zwanzig Jahre sind vergangen, seit Henry in Europa gekämpft hat. Das Dienstmädchen Missy hat auf ihn gewartet, sie erkennt den einst so stolzen Mann in dem abgerissenen Veteranen kaum wieder. Als eine weiße Frau in der Nacht vom 4. Juli halbtot am Strand gefunden wird, gerät Henry in Verdacht. Während die Anspannung in der kleinen Stadt weiter ansteigt, fällt das Barometer – der verheerendste Tornado aller Zeiten zieht auf. Im Auge des Sturms offenbaren sich Tragödien. Missys und Henrys Liebe wird auf die Probe gestellt."

 Es ist der 1. Juli, 1935. Der einzige Tag, an dem Schwarze und Weisse ein gemeinsames Barbecue abhalten, gemeinsam an zwei verschiedenen Strandabschnitten. Der "Steaklieferant" ist ein riesiger Aligator, der sich zu dem Haus der Kincaids schlich und ein Weidenkörbchen stahl, samt Baby. Wäre Mama Selma nicht so schnell mit der Flinte gewesen, hätte dies den sicheren Tod für den kleinen Nathan bedeutet. Darüber wird geschwiegen, es könnte Missy den Job und noch mehr kosten. Es ist die Zeit der Lynchmobs und Selbstjustiz.
Kriegsheimkehrern wurde der von der Regierung versprochene Bonus verweigert, um ihrern Lebensunterhalt zu verdienen, nehmen sie an einem Arbeitsprogramm teil.
Die Veteranen sind verbittert und müssen in einer verlotterten Baracke wohnen.

Mehr oder minder ist jeder ehemalige Soldat durch die widrigen Umstände zu einem sozialen Desaster geworden, nicht selten arten ihre aufgestauten Aggressionen zu der normalen Bevölkerung aus. Als eine ehemalige Schönheitskönigin brutal überfallen wird, sucht man zuerst nach den Schuldigen im Vetreranencamp.
Der Deputy könnte vielleicht ein anständiger Kerl sein, doch hat er mit allen Schwarzen eine Rechnung offen - seine Frau gebar ein dunkelhäutiges Kind.

Als wäre durch all die dunklen Geheimnisse das Unglück erst in Gang gesetzt worden, geben die Wetterstationen immer wieder Sturmwarnungen heraus.
Die Tage sind ungewohnt schwül und das Barometer fällt ins Bodenlose.
Von den Bahamas braut sich ein Hurrikan zusammen. Für die Florida-Keys wäre das eine unglaubliche Katastrophe, doch das ungeschützte Veteranen-Camp wäre verloren. Von einer Evakuierung wird abgesehen.

Dieser Roman hat ein Zeitfenster von 2 Monaten, vom 1. Juli bis zum Labor Day am 2. September. Die Geschichte beschreibt einen Sturm, katastrophalen Ausmaßes - nicht nur aus meteorologischer
Hinsicht. Die Tage zwischen den beiden größten Feiertagen der U.S.A. decken viele alte Geheimnisse auf. Jeder hat eines und keiner ist stolz darauf und manche bereuen nichts..

Trivia:
Der "Labor Day Hurricane"  von 1935 war ein sehr kompakter und intensiver Hurrikan, der auf der Inselkette der Florida Keys katastrophale Schäden verursachte. Er war einer von nur drei Hurrikans, welche die USA mit Kategorie-5-Intensität im 20. Jahrhundert trafen. Außerdem war er einer von nur vier Stürmen mit einem zentralen Druck unter 900 hPa und der einzige mit einem derart niedrigen Druck, der die USA direkt traf. Das Auge des Hurrikan Allen verfehlte die USA nur knapp. Wegen seiner Wucht wird dieser Sturm auch als „Sturm des Jahrhunderts“ bezeichnet.
Quelle: Wikipedia

Vanessa Lafaye wurde in Talahassee geboren und wuchs in Tampa, Florida, auf, wo kaum ein Jahr ohne Wirbelstürme vergeht.

Ein historisch unterfütterter Roman, spannend, rasant, flüssige schöne Sprache, unterhaltsam und voller tragischer Romantik.
Eine Südstaaten-Tragödie. Schwül, wie eine Mangrovennacht und temporeich, wie der Sturm, der eine Schneise der Verwüstung über den Florida-Keys hinterlässt.
Kaum zu glauben, dass dieses Buch ein Debut ist. Große Klasse!