Rezension

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Immer wenn es Sterne regnet - Susanna Ernst

Immer wenn es Sterne regnet
von Susanna Ernst

Bewertet mit 5 Sternen

Ein alter Sekretär, den Mary auf dem Flohmarkt entdeckt, hat es ihr angetan. Und der Verkäufer dieses wunderbaren Handwerksstück, Eliah Woods, ebenfalls. Er hat seinen ganz besonderen Charme, auch wenn er etwas altbacken erscheint. Aber das ist für Mary jetzt genau das Richtige, nachdem sie bei einem "Dark Date" ihren ehemaligen Mitschüler Jeremy getroffen hat.
Was für ein Schock. Hat er sie doch ewig gepiesackt und gemobbt, wo es nur ging. Wie gern würde sie dieses Treffen ungeschehen machen.
Und doch kommt sie nicht umhin, nun ständig an Jeremy zu denken. Als sie in einem Geheimfach des Sekretärs alte Liebesbriefe entdeckt, die nie abgeschickt wurden, ist das die beste Gelegenheit, sich abzulenken.
Aber das ist nicht ganz so einfach, denn ihre Recherchearbeit führt sie zurück in ihre Heimatstadt Seattle und damit genau zu Jeremy, der dort ein angesagter Anwalt ist. Nur mühsam können die beiden sich einander nähern, um schließlich gemeinsam nach dem Leben des Briefschreibers und seiner unerfüllten Liebe zu forschen. Dabei gibt es immer wieder sehr seltsame Begebenheiten, die darauf hinweisen, dass auch Mary und Jeremy etwas damit zu tun haben. Und auch Eliah weiß Dinge, die er eigentlich nicht wissen kann.

Meine Meinung

Wer schon mal das eine oder andere Buch von Susanna Ernst gelesen hat, weiß, dass es darin nie so ganz mit rechten Dingen zugeht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass hier Personen auftauchen, die in einem ihrer anderen Bücher ebenfalls schon mal einen kleinen oder großen Platz eingenommen haben. Trotzdem sind alle ihre Bücher unabhängig von einander zu lesen.

Unerfüllte Liebe, zu tiefe gesellschaftliche Gräben zueinander, darum geht es in den Liebesbriefen, die die Hauptprotagonistin findet. Und da diese Briefe von 1927 sind, ist auch der Stil ein ganz anderer als heute. Die Autorin kann sich wohl in ihrer Wortwahl recht gut dort einfinden, die Briefe sind zum einen voller Zuneigung und romantisch, aber auch sehr respektvoll. Es schwebt immer ein Hang zum Kitschig sein über den Briefen, aber trotzdem schafft sie es, nicht zu übertreiben.
Unsere Jugendlichen würden sich wohl kaum solche Worte schreiben, eigentlich schade.

Auch bei Mary geht es um unerfüllte Liebe, denn bereits in ihrer Schulzeit hat sie sich verliebt. Doch diese Liebe wurde nie erwidert, ganz im Gegenteil, sie wurde von Jeremy wie Dreck behandelt. Das hat ihr viele schlaflose Nächte bereitet und auch jetzt ist sie sehr verunsichert ihm gegenüber.

Und doch schafft Susanna Ernst eine Verbindung zwischen den beiden, die mir beim Lesen Kopfschütteln und Gänsehaut bescherrte. Beide Personen sind mir sympathisch, auch wenn Mary wie ich finde, schnell aus der Fassung zu bringen ist und sich nicht viel zutraut, was aber wohl im Nachhinein durchaus als Nachwirkungen des damaligen Traumas anzusehen ist. Jeremy hingegen steht mittendrin, als Anwalt kann ihn so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Und doch ist er unzufrieden mit seinem Leben, besonders, weil seine Exfreundin zur Zeit seine Wohnung belagert.

Zu gerne hätte ich Mary und Jeremy manchmal geschnappt und sie wachgerüttelt, sehen sie doch den Wald vor lauter Bäumen noch wie im Nebel.
Die Kombination aus Vergangenheit und Gegenwart ist durch die Briefe sehr locker miteinander verbunden und ich konnte es zwischendurch kaum abwarten, den nächsten Brief zu lesen, um zu erfahren, wie es mit Adam und Gracey damals weiter ging.

In gut lesbarem Schreibstil füllen sich so über 400 Seiten, die doch schnell gelesen sind, wenn man sich erst einmal festgebissen hat, zumindest ging es mir so.

Unterm Strich

Auch wenn mir der Stil der Autorin und ihre Richtung vertraut sind, vermochte sie mich doch wieder zu überraschen und hat mir so angenehme Lesestunden bereitet.