Rezension

Sünde in unserer Zeit

Sünde - Thorsten Dietz

Sünde
von Thorsten Dietz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit seinem Buch „Sünde. Was Menschen heute von Gott trennt“ will Thorsten Dietz seine Leser zum Nachdenken bringen. Dabei hält sich Dietz nicht allzu lange beim biblischen Sündenfall mit Adam, Eva und der Schlange auf. Viel wichtiger ist es dem Theologen, was für uns heute Sünde ist. Was die griechischen Autoren mit den Tugenden gemacht haben, gelingt Dietz bei der Sünde. Sieben ganz unterschiedliche Sünden beschreibt Dietz: Blindheit, Hartherzigkeit, Suchtverhalten, Selbstlosigkeit, Reichtum, Sicherheit und Trägheit.

Kann man erklären, warum es Sünde gibt? Woher kommt es, dass Menschen sich falsch verhalten? Für Dietz sind das nicht die eigentlichen Fragen, die uns unter den Nägeln brennen sollten. Vielmehr schreibt Dietz ähnlich wie Martin Luther einen Sündenspiegel, den wir uns vorhalten können. Sieben Sünden, die uns alle immer wieder einholen, hat Dietz gesammelt. Da ist die Blindheit, das Unvermögen, die Wahrheit zu sehen, obwohl sie uns eigentlich deutlich vor Augen ist. Dann die Hartherzigkeit, die uns verstockt und kein echtes Mitgefühl mehr aufkommen lässt. Schließlich die Sucht, die uns unfrei werden lässt und uns in Gier bindet. Als Ziel: Selbstlosigkeit, die Angst und Verzweiflung hinter sich lassen und anderen vertrauen. Echter Reichtum: Reichtum, der frei macht und nicht belastet, weil er mit Macht verbunden ist. Keine falsche Sicherheit, sondern einfaches Schwarz-Weiß-Denken vermeiden und versuchen, den anderen zu verstehen. Initiative statt Trägheit, die uns davon abhält, das Richtige zu tun.

Um seine Ausführungen lebendiger zu machen, bezieht sich Dietz immer wieder auf bekannte Filme wie „Herr der Ringe“, „Tribute von Panem“ oder „Star Wars“. Hier fand ich es nicht immer leicht, den Ausführungen zu folgen. Sehr ausführlichen inhaltlichen Zusammenfassungen folgen oft nur kleine Verdeutlichungen oder Erklärungen. Aber nicht nur hier verzettelt sich Dietz immer wieder. Auch wenn er Theologen wie Dorothee Sölle oder Dietrich Bonhoeffer zitiert, gerät das Thema der Sünde immer wieder aus dem Blickfeld.

Besonders gefallen hat mir, dass Dietz am Ende der Kapitel dem Leser jeweils kleine Aufgaben mit auf den Weg gibt. Das sind Anregungen, die man immer wieder aufgreifen kann.