Rezension

Süß

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
von John Green

Bewertet mit 4 Sternen

Obwohl ich nur äußerst selten zum Jugendbuch greife, haben mich verschiedene Rezensionen von „Großartig!“ bis „Was war daran jetzt so toll?“ sehr neugierig auf dieses Buch von Superstar John Green gemacht. Und ich muss sagen, die Geschichte um Freundschaft, Krankheit und Verlust hat mich besser unterhalten als gedacht.

Die Krankheit und die Zwänge mit denen Aza zu kämpfen hat, fand ich – soweit ich das als Laie beurteilen kann – sehr gut und sehr anschaulich beschrieben. Die bildhafte Art, mit der Aza an vielen Stellen versucht, ihre Krankheit (be)greifbar zu machen fand ich klasse. Auch, dass auf die Sprachlosigkeit hingewiesen wird, die aufkommt, wenn wir über Krankheit und Schmerz reden wollen. Ich habe das nicht-wollen aber nicht-anders-können – die Spirale, den Zwang - wunderbar nachvollziehen können. Ich finde nur, Green hätte noch deutlicher machen könne, dass er auch eine Zwangsstörung hatte (oder hat), als in einem kurzen Satz in den Danksagungen. Was für eine bessere Voraussetzung gibt es sonst, so ein Buch zu schreiben!? Und im Hinblick auf die Krankheit, hat er einen klasse Job gemacht.

Für Auflockerung in der Geschichte sorgen Azas aufgedrehte beste Freundin Daisy, die Suche nach einem verschwundenen Millionär, sowie dessen melancholischer und liebenswerter Sohn Davis. Alles zusammen, ließ es mich ohne Längen in Nullkommanichts durch die Geschichte rauschen.

Ein paar Details gab es aber durchaus, dir mir nicht gefallen haben. So fand ich Daisys Herzen/Versprechen-Motto superseltsam. Hätte man sich da nicht etwas ausdenken können, was weniger nach 12-jähriger klingt? Auch von der Echse Tua war ich kein Fan. Die Gespräche zwischen Aza und ihrer Therapeutin haben inhaltlich zwar gut in die Geschichte gepasst, aber es wirkte nicht wie eine zielführende Therapiesitzung. Eher wie eine Infostunde für den Leser. Und als letzten Punkt fand ich die vielen Zitate aus Büchern zwar grundsätzlich schön, es nahm nur irgendwann so überhand, dass ich es unrealistisch fand. Wer hat schon zur passenden Lebenslage und/oder Stimmung immer ein passendes Zitat in der Hinterhand?

Die Geschichte hat mich mit ihren speziellen Charakteren, der gelungenen Mischung aus witzig und ernst und der locker erzählten Story gut unterhalten. Die Themen Freundschaft und Zwangsstörung sind für ein Jugenbuch toll umgesetzt. Für mich war es ein kurzweiliges, traurig-schönes Leseerlebnis, mit kleinen Abstrichen.

Übrigens: Wie in den meisten Fällen bin ich auch hier glücklich, nicht den Klappentext gelesen zu haben, da er Impulse in eine andere Richtung gibt. Wer sich darauf verlässt, könnte enttäuscht werden.