Rezension

Suizid, Depression, Trauerbewältigung bei Jugendlichen

Mein Herz und andere schwarze Löcher - Jasmine  Warga

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Jeder, der einmal so traurig war, weiß, dass Depressionen weder schön noch literarisch noch geheimnisvoll sind." (S.21*)

Die physikbegeisterte Aysel verbringt sehr viel Zeit damit, sich zu überlegen, wie es sich anfühlt, zu sterben. Sie fühlt sich von allen missverstanden, beobachtet, verspottet und ausgegrenzt, weil ihr Vater etwas schlimmes getan hat. Immer depressiver (ihre schwarze Qualle) zieht sie sich zurück, sieht sich als Niete und sucht über eine Plattform einen Sterbepartner. Sie hat Angst, sie könnte den Mut verlieren, wenn sie kurz davor ist, ihr Leben zu beenden. So lernt sie den künsterlischen Roman kennen. Er benötigt sie, weil er an einem bestimmten Tag sterben will und jemanden braucht, der seine Mutter von ihm ablenkt und ihn im Auto herrumfahren kann. 

Die beiden lernen sich kennen und bald entsteht eine Freundschaft, die vielleicht alles verändert. 

 

"Ich frage mich, was meine Energie tun wird, wenn ich tot bin. Kann es sein, dass unsere Energie uns überdauert? (S. 143*)

 

In diesem Buch findet man wunderbare Gedanken und Worte, die tröstich, traurig und schön zugleich sind. Außerdem blieb es durchgehend spannend, weil man nur stückchenweise erfährt, warum Aysel und Roman sterben wollen und ob sie am Ende tatsächlich gemeinsam in den Tod springen.

Ein absolut spannendes Thema, was die Autorin einfühlsam und angemessen dargestellt hat. Die Kapitel zählen die Tage, die verbleiben, bis zum geplanten Todestag. Genug Zeit, um über das Leben nachzudenken und was der Tod für uns bedeutet. Gerade Jugendliche befinden sich in einer Zeit, in der Katastrophen für die zarte Seele unüberwindbar scheinen. Vielleicht macht dieses Buch auch Mut und zeigt, auch wenn es eine fiktive Geschchte ist: Du bist nicht allein!

Ein wunderbares Buch, was ich jedem ans Herz lege. 

 

"Ich glaube, ich könnte das nicht, mein Leben in zwei Teile spalten. Aber vielleicht tut man so was für Menschen, die man liebt." (S.215*)

 

*Seitenangaben variieren mit der Printausgabe bzw. Größe der Schrift und Schriftart