Rezension

Super für Zwischendurch

LOG OUT! - Sylvia Witt, Oliver Uschmann

LOG OUT!
von Sylvia Witt Oliver Uschmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Geschichte über das Überleben in der Welt voller Medien, ohne Medien. Nur mit Laptop, Handy und Kamera ausgestattet auf der Suche nach sich selbst. Eine interessante Geschichte, der es leider etwas an Spannung fehlte, obwohl die Handlung ansich nicht mal übel war. Man hätte mehr herausholen können. Super für Zwischendurch.

Mein Fazit

Thema und Aufbau

Thematisch bewegt sich die Geschichte so ein bisschen zwischen der Bloggerszene, die dem ein oder anderen nicht wirklich fern ist, und dem realen Leben ohne Internet, Fernsehen, halt ohne Medien. So ganz kann der Hauptprotagonist Paul da aber nicht drauf verzichten. Zu Beginn der Geschichte verkauft er nämlich erstmal aus Langeweile einige Sachen, kommt in Kontakt mit RetroGirl18 und beginnt durch eine dumme Provokation sein gesamtes Hab und Gut zu verschärbeln und sich auf das Experiment einzulassen. Und das alles nur, weil sein bester Freund weg ist und sich nicht gemeldet hat; aus Langeweile und Frust quasi.

Am Anfang flieht Paul nur wegen einer alten Erinnerung in den Wald. Doch genau das war der Ort, wo er die Trendforscher von First Mover traf und auf das Thema mit Survival und Bloggen aufmerksam gemacht wurde. Der erste Schritt in das 100 Tage Experiment ist getan.

Charaktere

Paul Planbaum ist, anders als der Name verlauten lässt, total abgelehnt gegenüber allem, was mit Planen zutun hat. Er ist ein absolutes Gewohnheitstier. Gemeinsam mit seinem besten Freund hatte er die letzten Jahren mit Wettkämpfen viel zutun. Nun, da dieser aber in Bamberg, Bayern studiert, ist nach dem Abi in Pauls Leben eine große Leere entstanden. Er ist Fan von Navi CIS, kann jede Folge auswendig und scheint auch sonst ziemlicher TV Junkie zu sein (er hat Trash-Filme, die er teilweise noch nicht mal gesehen hat). Er ist Sohn des bekannten Landschaftsarchitekten Jürgen Planbaum.

RetroGirl18/Sonja ist eine Email-Freundin von Paul, die aufgrund der ebay-Anzeigen Kontakt zu ihm aufnahm. Sie kauft ihm oft auch privat Sachen ab. Die Brieffreundschaft nimmt ungeahnte Formen an, die selbst Paul niemals erwartet hätte. Für ihn war sie vom Aussehen her ein Mix aus seinen Lieblings-Fiktionscharakteren. Sie arbeitet im Call-Center und berichtet Paul darüber, wie er sie ermuntert hat, eines Tages vielleicht aus der “Hölle” dort herauszukommen. Sie muss nämlich an unschuldige Menschen Lottoscheine verkaufen.

Mirko wird von Paul liebevoll “Pfandpunk” genannt. Er ist arbeitslos, lebt quasi auf der Straße und finanziert sich sein Leben mit Pfandflaschen sammeln. Sein Vater war ein Trinker und Schläger, weswegen Mirko lieber zum Wasser, statt zum Alkohol greift. Er begegnet Paul zum ersten Mal ziemlich am Anfang der Geschichte, als dieser noch der Meinung ist, dass der Status seines Vaters ihm automatisch einen Ausbildungsplatz verschaffen würde.

Benjamin ist der beste Freund von Paul. Man erfährt nichts direkt von ihm, weil er nur eine Schattegestalt in der Geschichte ist. Ab und an eine SMS oder ein Brief, ansonsten nur die Informationen, die Paul erzählt. Er studiert Germanistik in Bamberg, Bayern. Seine Kontaktlosigkeit seit dem Umzug gegenüber Paul, ist Grund für den survival Trip von Paul.

Schreibstil und Erzählperspektive

Es wird durchgehend aus der auktorialen Perspektive von Paul erzählt. Interessant ist die Aufmachung der Blogkommentare, die sich von dem restlichen Text durch eine serifenlose Schrift unterscheidet. Ebenso die Zeitungsartikel. Es ist, passend zum Hauptprotagonisten, ein einfacher Schreibstil, leider gelegentlich an einigen Stellen sehr wiederholend. Man erlebt ein Geschichte aus der Sicht eines (nahezu) typischen männlichen Jung-Erwachsenen.

Endfazit

Was mich überrascht hat, war die Information, dass die Autoren als Basis einen Selbsttest hatten. Ich fand, es kam sehr glaubwürdig daher und übereugt. Was mich allerdings gestört hat, waren teilweise die wiederholenden Anfänge der wörtliche Rede. Man las sehr oft “Ich sage” oder  “XYZ sagt” das hat mich irgendwann nach 100-200 Seiten wirklich angefangen im Lesefluss zu stören.

Was mich auch etwas verwundert hat, war die Tatsache, dass Paul auf seinem Trip vier (4 !!!)  Ersatzakkus dabei hatte. Ich meine, es war alles relativ glaubwürdig mit den Solarauflade-Zeugs am Rucksack und dem UMTS-Stick. Aber ganz ehrlich, kein normaler Mensch besitzt 4 Ersatzakkus für den Laptop. Vor allem sind die auch nicht gerade leicht oder Platz sparend. Wie groß war dann der Rucksack, wenn er da noch Laptop, DVDs und Klamotten und ne Wasserflasche drin hatte? Das fand ich dann doch sehr unglaubwürdig. Schade.

Dazu kommt, dass es teilweise irgendwie “öde” war, woran das lag weiß ich nicht mal genau, ich hatte dann irgendwann kaum noch Lust, weiterzulesen. Was schade ist, weil die Grundhandlung und -idee wirklich genial waren.

Auch das Ende hat mich wirklich positiv überrascht und kam sogar im Prolog noch richtig überraschend. Schade, dass die sehr gut Geschichte durch die faden und seltsamen Dinge zwischendurch wirklich etwas ins taumeln geriet.

Das Buch ist für Zwischendurch wirklich gut geeignet. Und wartet mit ein paar schönen Witzen auf.

 

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