Rezension

Super geschrieben, aber nicht dauerhaft fesselnd

Wenn Funken über Wolken tanzen - Sandra Binder

Wenn Funken über Wolken tanzen
von Sandra Binder

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt
Ein Jahr lang hat sich Nico erfolgreich gegen die Überzeugungsversuche ihrer Freundinnen gewehrt, sie solle sich nach ihrer Scheidung wieder ins Dating-Leben stürzen. Auf ihrer ersten Party als Wieder-Single lernt sie prompt den süßen Kosta kennen - und landet mit ihm im Bett. Niemand ist mehr davon überrascht als Nico, dass aus dem One-Night-Stand mehr wird. Die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch stürzen jedoch bald ab wie Flugzeuge, als sie herausfindet, dass Kosta erst neunzehn Jahre alt ist - und sie ist dreiundreißig! Nico weiß, dass das Vernünftigste wäre, die Romanze zu beenden, solange sie noch frisch ist. Gleichzeitig hat sie aber auch das Gefühl, dass Kosta und sie auf einer Welle sind. Mit ihm fühlt sie sich so lebendig und glücklich wie schon lange nicht mehr... Doch ihr Verstand ist nicht der einzige Gegner. Auch ihrer beider Eltern und Freunde sind ganz und gar nicht begeistert von der Pärchenkonstellation. Wie viel kann die junge Liebe aushalten, ehe sie zerbricht?

Meinung
Meine Meinung zu diesem Roman ist etwas durchwachsen. Er hat viel Gutes, aber leider auch einige Aspekte, mit denen ich mich nicht anfreunden konnte. Fangen wir mit dem Positiven an:
Der Anfang des Romans war super und auch der Grund, warum ich ihn unbedingt lesen wollte. Sandra Binder hat mich sofort von ihrem Sprachgefühl überzeugt, denn sie schildert die Ereignisse auf eine intelligente, gewitzte und wortgewandte Art und Weise. Man merkt ihr an, dass sie sich in der deutschen Sprache zu Hause fühlt. Hinzu kam das quirlige, sarkastische Naturell ihrer Protagonistin, das mich auf Anhieb begeistern konnte. Nico ist für mich so ein bisschen ein weiblicher Peter Pan gewesen: Sie will nicht so gerne erwachsen werden. Während all ihre Freunde sesshaft werden, ihre Zukunft planen, sich gesittet verhalten und sich über Versicherungen unterhalten, lebt sie immer noch in studentenbudenähnlichen Verhältnissen - soll heißen: sie verbringt viel Zeit mir Fernsehen und Surfen und lebt von Tiefkühlpizza. Das klingt jetzt erstmal sehr faul, aber das ist sie nicht. Sie ist von Beruf Autorin und kann deswegen von Zuhause aus arbeiten (da wird man schon ein wenig neidisch). Aufgrund ihres jugendlichen Charmes mochte ich sie jedenfalls zu Beginn ausgesprochen gern. Im weiteren Verlauf entwickelte ich dann aber eine leichte Abneigung gegen sie. Recht schnell, nachdem Nico mit Kosta angebandelt hat, war sie immer nur am Jammern, schlecht gelaunt und zickig. Kosta hat sich ein Bein ausgerissen, um Nico alles recht zu machen, und wie dankt sie es ihm? Mit bissigen Kommentaren und einer kalten Schulter. Der Junge tat mir einfach nur leid. Sie war sich zwar auch bewusst, dass sie sich falsch verhalten hat, aber das macht es in meinen Augen sogar noch schlimmer. Ich verstehe ihre Frustration angesichts der Ablehnung, auf die ihre Beziehung überall stößt. Aber trotzdem hat das an meinen Nerven gezehrt. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass ihre sympathische Seite ab und an noch hervorkam.
Was Nico an Fehlern (oder eher Schwächen) zu viel hat, hat Kosta wiederum zu wenig. Er ist ein absoluter Traumtyp: zwar erwachsen, aber mit der richtigen Portion kindlichen Übermuts, intelligent, verständnisvoll, aufmerksam, hartnäckig, charmant, kann super kochen und sieht natürlich auch wahnsinnig toll aus. Für meinen Geschmack war das schon wieder too much, aber ich verstehe auch, dass diese Attribute notwendig waren, um es Nico so schwer zu machen, sich von ihm fernzuhalten. Das einzige Kontra ist sein Alter (was in meinen Augen nicht ansatzweise so stark ins Gewicht fällt, solange alles andere passt - allerdings bin ich auch nicht 14 Jahre älter als er, also habe ich auch eine etwas andere Sicht auf die Dinge). Die Altersdifferenz ist der Dreh- und Angelpunkt des Romans. Er ist nicht nur Nico ein Dorn im Auge, sondern auch fast allen Menschen in ihrem und Kostas Umfeld. Die Problematik war einer der Punkte, der mich an dem Roman so gereizt hat, und anfangs fand ich auch alles an dieser komplizierten Liebesbeziehung interessant. Irgendwann ebbten dann aber meine Euphorie und Neugier ab, denn im Grunde geht es um nichts anderes. Am Rande werden mal Nicos schriftstellerische Karriere und ihr Verhältnis zu ihrem Vater und ihren Freunden thematisiert, aber all das wird mehr oder weniger von Kostas und ihrer problembehafteten Liebe überschattet. Nicos Gedanken kreisen um fast nichts anderes und bei Kosta - der die zweite Erzählstimme übernimmt - ist es nicht anders. Das war mir auf Dauer zu wenig. Man hätte hier vielleicht noch einen weiteren Handlungsstrang als "Standbein" hinzufügen bzw. ausbauen können.

Fazit
Der Roman hat äußert vielversprechend angefangen: wunderbarer Schreibstil, eine aufgeweckte Protagonistin, ein süßer Typ und eine Ausgangssituation, die viel dramatisches Entwicklungspotenzial besaß. Der Fokus lag mir aber letztlich zu stark auf dem Hin und Her der Liebesbeziehung und Nico fand ich irgendwann etwas anstrengend. Deswegen nahm meine Begeisterung leider im Laufe der Gesichichte allmählich ab.

Rezension auf Buntes Tintenfässchen