Rezension

Super Idee, gute Umsetzung, leider langweiliger Schluß

Er ist wieder da - Timur Vermes

Er ist wieder da
von Timur Vermes

Der Führer verkauft sich auch über 60 Jahre nach seinem feigen Tod noch immer gut - in mehrfacher Beziehung. Wer über H. schreibt, kann sich fast sicher sein, dass sich das Buch gut verkauft. 

A.H. erwacht im Jahre 2011 mitten in Berlin, ganz ohne Gefolgschaft und völlig planlos. Aber der Führer wäre nicht der Führer, wenn er nicht sogleich Pläne schmieden würde, um wieder führen zu können. Er erkennt recht bald, dass die bundesdeutsche Medienlandschaft und die deutsche Bevölkerung dazu gemacht sind, um seine hochfliegenden Pläne in die Tat umzusetzen. Via diverser Medien gelingt H. schon bald der Aufstieg, auch (oder gerade weil) ihn viele zunächst nicht ernst nehmen, wird er immer populärer und seine Sendungen verkaufen sich. Man reisst sich um den neuen Medienstar. Dabei lässt es sich auch nicht vermeiden, dass er mit den Untiefen der deutschen Gesellschaft in Kontakt kommt...

Die Idee, die dem Buch zu Grunde liegt, erachte ich als sehr gut. Dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, erhöht das Lesevergnügen, man kann wunderbar mit H. über die einfältigen Deutschen lachen, die ihm (schon wieder) folgen. Mein persönlicher Höhepunkt war des Führers Besuch bei der NPD - irre komisch, gerade weil es mir recht realistisch erscheint. Der zweite Höhepunkt war für mich der Preis des Buches (19,33). Weiterhin erachte ich die Person des Führers als überaus gut getroffen. So weit man ihn heute historisch einschätzen kann, scheint sein Auftreten im Buch nicht ganz unrealistisch zu sein.

Aber es war nicht alles gut: Der Aspekt, dass die Menschen ihn zunächst nicht ernst nehmen und ihm deswegen folgten, erinnert mich doch sehr daran, dass man nach dem Ende des Krieges und des Völkermords genau so versucht hat zu argumentieren - ich wusste doch nichts von dem Judenmord, hätte ich das alles gewusst, man konnte ihn doch nicht ernst nehmen. Lieber Autor, es mag gut und/oder lustig gemeint gewesen sein, man bietet so aber mögliche Ausreden, wo keine Ausreden erlaubt sein dürfen. Weiterhin flacht die Handlung gegen Ende des Buches doch sehr ab, das ist schade, da der Großteil des Buches wirklich gut gelungen ist.

Fazit: Super Idee, gute Umsetzung, leider langweiliger Schluß.

Kommentare

anni94 kommentierte am 10. Februar 2014 um 12:36

Ich habe dieses Buch als Hörbuch hören dürfen, gesprochen von Christoph Maria Herbst - und es war einfach grandios.

Ich muss zugeben, zuerst war ich etwas skeptisch, aber dann hab ich  es mir einfach angehört und im Auto auf einer langen Reise unter der Gewalt meiner Eltern konnte ich dem auch nicht ewig ausweichen :D

Und ich muss sagen, ich war positiv überrascht !

Sowohl die Geschichte als auch die Erzählerstimme sind urkomisch dargestellt ;-)

Ich kann mich gerade an nichts genaues mehr erinnern, aber ich weiß definitiv, dass die Story gut rübergebracht wurde und - auch wenn ich das Buch nicht kenne, bestimmt sollte man so etwas besser hören als lesen, damit es richtig rüber kommt !

kommentierte am 10. Februar 2014 um 13:21

Ich habe über das Hörbuch, gesprochen von CMH, nur gutes gehört, aber ich schließe mich deiner Meinung an, im Zweifelsfall besser lesen.