Rezension

Super-Schwartz und der Klang der Wellen im (Shit?Love?)-Storm

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Bei den bisherigen Rezensionen war ja schon alles dabei – von himmelhochjauchzend über den rasanten und wendungsreichen Thriller bis zu Tode betrübt über den erlöschenden Stern des Autors (gern natürlich mit ein bisschen Häme und Spott). Naja, wer den Schaden hat… Herr Fitzek, tragen Sie’s mit Humor oder buchen Sie diesen Rezensenten einfach eine Kreuzfahrt.

Ich bin nach dem Lesen dieses Thrillers weder das eine noch das andere – weder himmelhochjauchzend (dafür war der Protagonist Schwartz einfach zu unglaubwürdig) noch zu Tode betrübt (dafür wurde ich einfach zu gut unterhalten). Könnte man dann einfach sagen: das Buch ist Mittelmaß? Nee, denn so einfach isses nun auch wieder nicht. Sebastian Fitzek hat einen unheimlich wendungsreichen Thriller geschrieben, dessen Twists ich oft nicht vorhergesehen habe und deren Auflösungen mich wirklich überrascht haben – was ihn wohltuend aus der Schwemme an deutschen Krimis und Thrillern heraushebt. Andererseits muss ich gestehen, dass mir das Buch teilweise zu heftig war. Zwar wurden die „ekligen“ Szenen nicht unbedingt bis ins Kleinste erzählt, aber die Fantasie des Lesers wird, sagen wir mal, deutlich angeregt.

Nochmal kurz zum unglaubwürdigen Protagonisten Martin Schwartz: Ein Ermittler, der sich freiwillig HIV-Viren spritzt und spontan mit der nächstbesten Zange einen Schneidezahn zieht? Wo gibt’s denn sowas? Das ist einfach nicht aus dem Leben gegriffen und ich hatte stellenweise das Gefühl, dass Schwartz eigentlich Bond heißen müsste. Mir war’s einfach zu viel des Guten.

Trotzdem – ich kann das Buch nicht als schlecht oder auch nur Mittelmaß bezeichnen. Es war rasant, es hatte ein spannendes Grundthema und war teilweise erstaunlich witzig erzählt. Ich kann nur sagen: Auch wenn es einige Kritikpunkte gibt – lesen Sie es trotzdem. Schon wegen dem Nachwort, das vor dem Epilog kommt (!) und den Autor unheimlich sympathisch macht.