Rezension

Super spannend

Endgültig
von Andreas Pflüger

Allein das Cover, auf dem sich die knallgelbe Brailleschrift von dem schwarz-weiß-grauen Hintergrund abhebt, wirkt ansprechend. Dazu kommt, dass die Brailleschrift tatsächlich auch ertastbar ist und der Papierschnitt in hellem Gelb gehalten ist. Sehr edel!

Zu Beginn beobachtet man Jenny Aaron, wie sie sich mit ihrem Kollegen Niko in Barcelona auf einen Einsatz vorbereitet. Sehr kurze, knappe, stellenweise schon abgehackte Sätze spiegeln ihre Gedankensprünge. Dabei erinnert sie sich auch an frühere Einsätze, die fast immer mit Lebensgefahr verbunden waren. Für mich liest sich diese erste Passage fast wie ein Drehbuch mit knappen Regieanweisungen. Aarons Routine wird dabei aber genauso spürbar wie ihre innere Anspannung. Das macht sie als sympathischer als so mancher coole Ermittler. Niko Kvist ist nicht nur Kollege, sondern auch ihr Lebenspartner, was beide aber geheim halten müssen, da sie sonst nicht zusammenarbeiten dürften. Der Einsatz verändert Aarons Leben für immer. Niko wird schwer verletzt und sie lässt ihn auf sein Drängen hin zurück. Auf der Flucht wird auch sie so schwer verletzt, dass sie erblindet. Danach hat sie mit ihrer Schuld und ihrem schlechten Gewissen zu kämpfen, aber auch mit Erinnerungslücken. Sie trainiert mit aller Kraft und eisernem Willen dafür, auch als Blinde selbständig leben zu können und wieder bei der Polizei arbeiten zu können. Nun arbeitet sie als Vernehmungsspezialistin beim BKA.

Der sehr knappe Stil und häufige harte Schnitte steigern das Tempo und die Spannung stellenweise bis aufs Äußerste. Allerdings erschweren diese abrupten Szenenwechsel stellenweise auch die Orientierung beim Lesen. Aarons Gedanken, ihre Wahrnehmung des Hier und Jetzt werden präzise, aber in knappster Form dargestellt. Dies wirkt umso eindringlicher und intensiver, da ihr nur Gerüche oder Geräusche zur Orientierung dienen. Stellenweise hat man als Leser das Gefühl, selbst blind zu sein und sich nur mit Gehör und Geruchssinn voranzutasten. Dieser extrem verknappte Stil stellt aber auch eine echte Herausforderung dar. Dialoge bestehen häufig nur aus einzelnen Wörtern oder kurzen Sätzen, das Tempo und die Fülle an Informationen sind enorm – so wie die Eindrücke, die auf Aaron einstürmen.

Super spannend – aber keine erholsame Strandlektüre!