Rezension

Tarantinos Urfassung des Drehbuchs als Comic

Django Unchained, Film-Tie-In - Quentin Tarantino

Django Unchained, Film-Tie-In
von Quentin Tarantino

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es gibt tatsächlich Leute die Django Unchained noch nicht gesehen haben. Ja, ich bin einer davon.
Doch es müssen ja nicht immer bewegte Bilder sein. So wie in diesem Falle. Kurz vor Weihnachten im Eichborn Verlag erschienen, kann diese Graphic Novel sogar noch mit einem echten Plus aufwarten: es ist gewissermaßen der Directors Cut. Gnadenloß und ungeschnitten (gibt es bei Tarantino-Filmen eigentlich Jugendschutz?!). Wie Tarantino im begleitenden Vorwort verlautet, handelt es sich hierbei wirklich um das komplette Drehbuch, welches aus Zeitgründen – der Film würde sonst an die vier Stunden dauern – zusammengekürzt wurde.
Da Tarantino selbst ein großer Comic-Fan ist, lag die Umsetzung auf diesem Wege auf der Hand. Und es ist ein opulentes Buch daraus geworden. Neben der Einleitung vom Meister höchstselbst bietet es am Ende auch noch 15 Seiten Bonumaterial, mit Hintergrundinformationen zu den Zeichnungen, Zeichnern und einigen Cover- und Filmplakatentwürfen.

Ja, Zeichner. Das Buch ist in sieben Teile gesplittet, die von drei verschiedenen Zeichnern umgesetzt wurden. Den Großteil hat dabei R.M. Guéra geleistet. Die Teile 1, 2, 4 und 7 gehen auf seine Kappe; Teile 3 und 6 wurden von Denys Cowan gezeichnet und Teil 5 von Danijel Zezelj. Diese Aufteilung ist mir am Anfang nicht aufgefallen, doch sobald man bei Teil 5 ankommt, ist der Unterschied wie ein Schlag mit der Peitsche ins Gesicht [;-)]

Noch kurz zur Geschichte: In einer nicht allzu fernen, jedoch dunklen Vergangenheit in Nordamerika. Django ist Sklave und auf dem Weg zu seinem neuen Besitzer, mit einer Gruppe anderer Sklaven und den Sklaventreibern. Plötzlich taucht Dr. King Schultz auf, ein ehemaliger Zahnarzt aus Düsseldorf, der seinen Lebensunterhalt mit der Kopfgeldjagd verdient. Schultz will Django kaufen, da nur dieser ihm zu einem begehrten Kopfgeld verhelfen kann. Nach kurzem Scharmützel sind die Sklaven mehr oder weniger frei und Schultz reitet in Begleitung von Django davon.
Nur als Hilfe für diesen einen Fall gedacht, entwickelt sich zwischen den beiden so etwas wie Freundschaft, oder doch zumindest das Verhältnis Schüler-Lehrer. Denn Django erweist sich als Naturtalent in Sachen Kopfgeldjagd.
Wie Schultz bald erfährt, ist es Djangos größter Wunsch, seine Frau, die ebenfalls als Sklavin gehalten wird, aber von ihm getrennt wurde, wiederzufinden. Da sich das eine gut mit dem anderen verbinden lässt, begeben sich die beiden also auf die Suche. Und hinterlassen einen Pfad des Blutes (natürlich aber immer der gerechten Sache verschrieben).

In Ermangelung des cineastischen Genusses, kann ich nur sagen: das Buch macht mindestens ebensoviel Spaß! Wenn nicht sogar noch mehr, denn man hat ja zusätzlich noch die Möglichkeit, verschiedenen Zeichner am Werk zu sehen und damit verschiedene Darstellungsweisen der Charaktere.
Die Darstellungen liegen irgendwo zwischen klassischem Westerncomic und Superheldenheft mit einer Prise Splatter, natürlich aber ein Stückchen edler, da in Buchform und mit großartigem Eyecatcher-Cover. Der Eichborn Verlag hat hier wirklich einiges vorzuweisen, denn das Buch kommt nicht im normalen Graphic-Novel-Einband daher, sondern im edlen Schwarz mit rotem Schutzumschlag.

Kurz: Tarantino auf Papier. Erstens: mal was ganz anderes. Und Zweitens: Großartig!