Rezension

Temporeich und tragikomisch

Die letzten Meter bis zum Friedhof - Antti Tuomainen

Die letzten Meter bis zum Friedhof
von Antti Tuomainen

Bewertet mit 5 Sternen

Vom Regen in die Traufe. Dieser Spruch beschreibt nicht einmal annähernd die katastrophale Lage, in die der Protagonist Jaako schlittert. Erst erfährt er, dass er vergiftet wurde und nicht mehr lang zu leben hat, ertappt dann seine untreue Frau Taina in flagranti und wird zu guter Letzt von zwielichtigen Typen einer Konkurrenzfirma bedroht. Ziemlich viel auf einmal zu verarbeiten…

Das Erstaunliche dabei ist, dass er förmlich auflebt, statt in einem Schockzustand zu verharren oder in eine Depression zu verfallen. Zwei Dinge treiben ihn vor allem an, seine verbleibende Lebenszeit so effektiv wie möglich zu nutzen: herauszufinden, wer ihn vergiftet hat, und seine Firma, die Matsutake-Pilze nach Japan exportiert, zu retten. Die Botschaft vieler Aufmerksamkeitstrainings, im Hier und Jetzt zu leben, bekommt hier eine ganz andere Dimension.

Das ist vermutlich der erste Roman eines finnischen Autors, den ich gelesen habe, und er hat mich begeistert. Antti Tuomainen hat einen besonderen Sinn für schwarzen Humor. So fragt sich Jaako, der vor seinem Tod noch eine gute Figur machen will, wie er das Protein im Shampoo seinem Bizeps zuführen kann. Der Autor hat aus seiner originellen Idee eine rasante, tragikomische Geschichte gestrickt, die durch gut gezeichnete bizarre Figuren und viel Situationskomik nicht nur bestens unterhält, sondern auch dazu anregt, jeden Tag so bewusst zu leben, als wäre er der letzte.