Rezension

Terminal – oder: der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert

Drehtür - Katja Lange-Müller

Drehtür
von Katja Lange-Müller

Bewertet mit 3 Sternen

~~Eine Frau steht außen vor einer wenig frequentierten Drehtür des Flughafens in München und raucht. Die Frau ist Asta Arnold, ihr Gepäck ist verloren. Der Leser nimmt teil an ihren Gedanken.

Davor gibt es kurze Gedanken über den Weg dorthin – danach, ebenso kurz, über den Weg wieder hinein, Terminal. Ja, das ist gerade etwas, was eine Art Hommage sein soll daran, wie die Autorin ihre Hauptfigur durch Wortspiele driften lässt – im Sinne freier Assoziationen, zum Beispiel, Blitzgewitter Blitzartig artiger Blitz. Es passiert – nichts.

Asta sinniert über ihr Leben nach, erinnert sich an Stationen – sie ist ausgebildete Krankenschwester, 65 Jahre alt, tätig gewesen für internationale Hilfsorganisationen an den verschiedensten Orten der Welt. Auch darüber sinniert sie, sucht den Sinn „Helfen ist geil und macht geil: machtgeil.“ S. 37 Sonst sind viele, sehr viele Sätze lang, komplex, verlieren sich fast: „Einen wundervoll roten Schopf hatte sie, feine helle Porzellanhaut und flaschenglasgrüne Augen, was allerdings, ihre Mutter muss eine Ignorantin gewesen sein oder Carmen als Neugeborenes komplett kahl, nun gar nicht zu diesem feurigen Rufnamen passte – und mir neidischem Trampel Anlass zum Spott gab, wenigstens zu diesem.“ S. 17 Diese Sätze machen Astas Gedankenwelt (be)greifbar. Weiter im Sinne der freien Assoziation nimmt Asta Blickkontakt auf, erinnert sich anhand derer, die sie sieht, an Menschen aus ihrem Leben – oder sind es gar diese selbst? Projektionen? Ihre Gesundheit? Vergessen, wie so manches?

Blickkontakt, dabei bleibt es, etwas zu sagen fällt ihr immer schwerer. „Kaum verliebt, das war ich öfter gewesen.“ S. 138 Asta geht lieber weg. Auch das eine, das erste Mal, das das letzte ist, woran sie den Leser teilnehmen lässt.

Ich mag kaum wieder aus dieser Betrachtung hervortreten, die sich fast zwingend dem Stil des Buches unterordnet, dennoch: Der Schreibstil ist wunderschön. Die Sprache grandios. Nichts zu viel. Selbst die kleinen Drehtürsymbole, verstreut über den Text, sind punktgenau gesetzt, leiten jeweils Übergänge ein; ich lade zum Nachspüren ein. Dennoch. Mir fehlt etwas mehr an Handlung, Handeln, nicht nur abgehandelt werden, Behandelnden zusehen.