Rezension

Testosteron und Pseudo-Erkenntnisse

Sehnsuchtswege - Martin Matheo

Sehnsuchtswege
von Martin Matheo

Bewertet mit 1 Sternen

Das Buch ist, wie ich annehme, aus persönlicher Betroffenheit entstanden. Dass man eigene lebensverändernde Erkenntnisse mitteilen möchte, ist verständlich. Aber dieses Anliegen allein genügt einfach nicht, um aus einer Erfahrung ein gutes Buch zu machen.

Ich gestehe, ich habe das Buch nicht bis zu Ende gelesen, etwas, was ich fast nie mache. Denn wenn ich ein Buch bekomme, halte ich es (eigentlich) für meine Pflicht, es bis zur letzten Seite zu lesen. Aber „Sehnsuchtswege“ hat mich so sehr in jeglicher Hinsicht enttäuscht, dass ich mich nicht durchringen konnte, mich durch mehr als 120 Seiten durchzuquälen. Es hat mich nicht nur enttäuscht, es hat mich abgestoßen, angeekelt.

Schon die äußere Form mit diesen merkwürdigen eingeschobenen Blöcken verhindert ein flüssiges Lesen. Erst dachte ich, diese Einschübe sollen innere Gedankengänge verdeutlichen. Da aber auch wörtliche Reden enthalten sind, kann ich den Sinn dieser Blöcke nicht erkennen. Dazu kommt eine an Adjektiven überfrachtete, umständlich konstruierte Sprache, die das Lesen ebenfalls zu einer quälenden Aufgabe macht. Am schlimmsten jedoch sind für mich die typischen männlich-sexistischen Ausführungen. Sorry, aber wenn jemand z B. auf der Intensivstation liegend, eben dem Tod von der Schippe gesprungen, nichts Besseres weiß, als der Krankenschwester tief in den Ausschnitt zu blicken, um sie aufgrund seines trotz des Unfalls großartigen Äußeren  für sich zu gewinnen: Das ist mir zuviel. Zu unglaubwürdig. Zu frauen-unwürdig. Zu selbstverliebt. Daran ändern auch die eingeschobenen „Erkenntnisse“ nichts.