Rezension

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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht - Tom Hillenbrand

Teufelsfrucht
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 4 Sternen

Xaver Kieffer ist Koch aus Leidenschaft, doch nach einem Nervenzusammenbruch hat er der großen Küche den Rücken gekehrt und bietet seinen Gästen in seinem eigenen, kleinen Restaurant regionale Gerichte an.

Eines Tages fällt ein bekannter Restaurantkritiker in Xavers Gastraum tot um und Xaver steht unter Mordverdacht. Da beginnt der Koch mit eigenen Recherchen und was er herausfindet, droht den gesamten Lebensmittelmarkt auf den Kopf zu stellen.

„Teufelsfrucht“ ist der Auftakt zu einer Krimireihe mit einem eher ungewöhnlichen Protagonisten als Ermittler. Xaver Kieffer ist mit Leib und Seele Koch und wäre der Tote nicht ausgerechnet in seinem Restaurant verstorben, dann wäre Xaver sicherlich glücklich und zufrieden in seiner Küche geblieben, in der er seinen Gästen schmackhafte Gerichte aus der Region zubereitet. So aber treibt es ihn hinaus, um die wahren Hintergründe des Todesfalles aufzuklären. Denn bei diesem einen Todesfall bleibt es nicht: Restaurants gehen eines Nachts in Flammen auf und Xavers Lehrmeister ist wie vom Erdboden verschluckt. Und dann findet Xaver diese ungewöhnliche Frucht.

Mir hat dieser Kriminalfall sehr gut gefallen – wobei die Auflösung fast etwas in den Hintergrund rückt, wenn Xaver in seiner Küche wirbelt und dem Leser beinahe allein durch die Schilderungen der verschiedenen Gerichte das Wasser im Munde zusammenläuft. So gerät „Teufelsfrucht“ fast zu einer Hommage an die schlichte, unverfälschte Küche, die noch ohne Geschmacksverstärker und dergleichen auskommt.

Die Person des Xaver Kieffer bleibt auch fast ein wenig blass, als der Koch seinen (Ausbildungs-) Kollegen Leonardo Gutierrez Esteban aufsucht. Esteban ist inzwischen ein erfolgreicher Fernsehkoch mit gehörigem Selbstvertrauen, das er auch jeden in seiner Umgebung spüren lässt. Ganz besonders sein „Kauderwelsch“ aus spanischen und deutschen Brocken lässt einen schmunzeln.

Überhaupt spielen die unterschiedlichen Sprachen – wie im luxemburger Raum üblich – eine nicht untergeordnete Rolle und auch das „Küchenchinesisch“ tut sein übriges. Doch dies wirkt in keinster Weise aufgesetzt, sondern vermitteln einem den Eindruck, direkt mit Xaver vor Ort zu sein: Sei es in seiner Restaurantküche oder zusammen mit seinem Freund Vatanen bei einen (oder zwei) Glas Wein.

Wem der Küchenjargon zu viel ist, der bekommt am Ende des Buches ein Glossar, in dem einige Begriffe und Speisen erklärt werden.

Gut möglich, dass dies nicht mein letzter Besuch im „Deux Eglises“ gewesen ist.