Rezension

Teufelskatz

Teufelskatz
von Kaspar Panizza

Bewertet mit 4 Sternen

Der Prolog des Nachfolgers von "Saukatz" - "Teufelskatz und das fliegende Spaghettimonster (FSM) startet mit einem Mord an einem ehemaligen Priester, der Kommissar Steinböck und seine Katze Frau Merkel direkt in die Niederungen der katholischen Kirche führt. Anhand eines Briefes versuchen Steinböck und sein Team, alten Spuren des Mordes und der Vertuschung nachzugehen und diese aufzudecken.

Erstmals lese ich von Pastafaris und dem FSM sowie den Anhängern dieser nudeligen Anti-Religions-Bewegung. Auch trifft man neben dem humorig-kauzigen Steinböck, der seinen Käfer liebt und selbstgedrehte Zigaretten, und natürlich "der Katz", mit der Steinböck witzige Dialoge führt, auch Ilona Hasleitner und Emil Mayer wieder, die das Ermittlungsteam bilden.

In Rückblenden wird das Thema Missbrauch von Kindern (hier in einer kirchlichen Einrichtung, einem Internat) in den 1970er Jahren zur Sprache gebracht, um dessen Aufklärung es geht: Was hat Franz Gruber, der ermordet aufgefunden wird, gewusst - was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und unter den ehrenwerten Kirchenteppich gekehrt wurde?

Das Miträtseln und Mitpuzzlen macht viel Spaß - der "Club der Pädaphilen" hingegen gar nicht: Der Hintergrund dieses Regionalkrimis, der wiederum in München spielt, hat einen sehr realen gesellschaftlichen Bezug, der bis ins Internet reicht (das sog. Dark-net). Steinböck, der gemütlich und dennoch geniale Ermittler sucht dem Urheber des Verbrechens auf die Schliche zu kommen, wobei sein Team ebenfalls eine gute Figur macht, allen voran Frau Merkel, die sich auch von kirchlichem Glanz und Pop nicht beeindruckt zeigt, wohl aber von dem FSM, mit dem es ernsthafte Diskussionen führt.

Verstreut hat der Autor kleine "Schlingen" ausgeworfen, die später noch ihre Bedeutung haben sollen und möglichst nicht zu überlesen sind: Der spannende und teils urige Kriminalroman ist gut zu lesen, die bayrische Mentalität des lieber Weißwurst als Sushi-essenden, aber ewig zu spät in die Kantine kommenden Kommissar Steinböcks ist gut getroffen. Zum Schluss geht es noch um sehr viel Geld, eine Entführung und die Realität zur Thematik wird trotz grantelndem "Homo Münchensus" Rechnung getragen, etwa in der Erklärung des Kollegen von der Sitte, der Steinböck aufklärt: "Wir versuchen derzeit, die Zuhälter von den Auffanglagern fernzuhalten" (Zitat). Letztendlich gibt es einen showdown im Kommissariat und der Täter wird enttarnt, absehbar war die Lösung jedoch nicht unbedingt.

Fazit:

Ein schöner Biergartenausklang (mit der Katz im Baum) rundet den lesenswerten, teils humorigen München-Krimi mit Steinböck und "der Katz" wunderbar ab. Der Fall ist gelöst und trotz aller skurrilen Einlagen hat sich Kaspar Panizza dennoch nicht von der Ernsthaftigkeit und Ungeheuerlichkeit des Themas Missbrauch von Kindern entfernt. Für interessante, spannende Lesestunden mit einem urigen Ermittlerteam gibt es von mir eine Leseempfehlung und 4* sowie 90° auf der "Krimi-Couch".