Rezension

Tha mi neo-chiontach!

Talisker Blues - Mara Laue

Talisker Blues
von Mara Laue

Bewertet mit 3 Sternen

Tha mi neo-chiontach ist Gälisch und heißt "Ich bin unschuldig!". Doch unschuldig ist Kieran MacKinnon sicherlich nicht, denn er saß 20 Jahre wegen des Mordes an seiner damaligen Freundin hinter Gittern. An den Mord selbst konnte und kann er sich nicht erinnern, denn er war so sturztrunken wie nie zuvor. Jetzt ist er wieder frei und er kehrt zurück in seine Heimat, auf die Insel Skye, und hofft auf eine zweite Chance im Leben. Seine Eltern wollen von ihm nichts mehr wissen, sein Bruder Paddy ist hin- und hergerissen, ein alter Mann bekommt vor lauter Schreck gar einen Herzinfarkt, als er ihn erkennt. Das Leben in Freiheit ist also alles andere als angenehm, doch dann scheint er endlich wieder einmal Glück zu haben. Paddy besorgt ihm einen Job bei Talisker, der Whisky-Destillerie, und er begegnet Catriona, einer offenen, herzlichen Frau, die nicht auf Gerüchte hören will, sondern Kieran als den Mann kennenlernen, der er jetzt ist.

Doch dann scheint ihn die Vergangenheit wieder einzuholen. Es spricht sich herum, wer Kieran ist, er wird von Arbeitskollegen angegriffen, verliert seinen Arbeitsplatz und dann findet man am Strand eine Leiche. Sie wurde genauso ermordet wie das Mädchen vor 20 Jahren und alle Spuren deuten wieder auf Kieran, der kein Alibi und kaum eine Chance hat, sich zu verteidigen, zumal der Polizist, der ihn damals festgenommen und ins Gefängnis gebracht hat, fest entschlossen ist, ihn ein für alle Male wegzusperren.

Das ist mein zweites Buch von Mara Laue, und wie schon bei Singleton Soul gelingt es ihr, die Athmosphäre in Schottland festzuhalten. Die Schreibweise ist angenehm und routiniert und der Einstieg ins Buch gelingt gut. Es wird auf zwei Ebenen erzählt, einmal in der Jetztzeit, einmal von 1991, als der erste Mord stattfand. Bis zur Hälfte gefiel mir das Buch auch sehr gut, aber spätestens, als es mit Catriona losging, nahm die Spannung ab und der extreme Edelmut des geläuterten Häftlings begann zu langweilen. Auch wurde es zu klischeemäßig mit der Bosheit der Leute auf der einen Seite und dem Gutmenschentum Catrionas und einiger anderer auf der anderen. Was ich richtig schlimm finde, ist der Schluss, wo sich die wichtigsten Leute alles verzeihen und geradezu einander in die Arme fallen. Ich finde es nicht authentisch, dass ein Mann, dem Jahrzehnte seines Lebens gestohlen wurden, so mild und gut ist, dass er alles auf sich beruhen lässt oder gar ein für alle Male seinen Hass begräbt. Das hat mir die zweite Hälfte des Buches tatsächlich recht verleidet.

Fazit: Ein Buch, das interessant mit der Aufarbeitung eines Mordes beginnt, aber leider die Spannung nicht halten kann, zumal der wahre Tathergang recht vorhersehbar war.