Rezension

Thanks for the hunt!

Fünf - Ursula Poznanski

Fünf
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

Mir war schon vor diesem Buch vage bekannt, was Geocaching ist: eine Art Schnitzeljagd, bei der die Teilnehmer nach Koordinaten und Hinweisen versteckte Behälter (die "Caches") suchen, die sich unter Wurzeln, in Höhlen, in der Telefonzelle, hinter dem Stromkasten oder überhaupt überall verbergen können. Harmloser Spaß für die ganze Familie, oder?

Die Idee, das zur Grundlage eines Thrillers zu machen, fand ich wahnsinnig originell! Hier ist es der Täter, der die Ermittler zu einer blutigen Variante dieses Spiels einlädt - in den Caches, die er sie suchen lässt, finden sie abgeschnittene Körperteile.

Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn es liest sich unglaublich unterhaltsam und spannend. Der Täter ist den Ermittlern scheinbar immer einen Schritt voraus, und ein Opfer nach dem anderen wird zum makaberen Cache-Inhalt... "TFTH" hinterlässt der Mörder immer wieder höhnisch - ein typischer Geocachingbegriff, "Thanks for the hunt" ("Danke für die Jagd").

Und das Ende... Mein Gott, dieses Ende! Das habe ich wirklich NICHT kommen sehen, und ich habe erstmal laut "WAAAaaaas?!" gerufen. Genial, absolut genial. Ich liebe es, wenn mich ein Thriller eiskalt erwischt und ich total falsch liege mit meinen Vermutungen! (Wenn die Auflösung ein Cache wäre, dann aber einer mit Schwierigkeit 5. Mindestens.)

Mir hat auch gut gefallen, dass man viel über Geocaching erfährt. Die Autorin, die selber Geocacherin ist, beschreibt es so ansprechend und interessant, dass ich mir nach den ersten ~200 Seiten tatsächlich ein GPS-Gerät gekauft und meine ersten Caches gesucht habe... (Nein, ich möchte natürlich keine Leichenteile finden! Schlüsselanhänger und Anstecker reichen mir vollkommen.) 

Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. 

Beatrice Kaspary ist eine Ermittlerin, die sehr intuitiv und kreativ an die Dinge herangeht und damit gute Erfolge erzielt - blöd nur, dass ihr sexistischer Chef sie für total unfähig hält, weil sie eine Frau ist... (Seine liebste Beleidigung gegenüber den männlichen Ermittlerin ist "Seien Sie doch kein Mädchen!") Was habe ich diesen Chef gehasst - manchmal würde man doch am liebsten ins Buch greifen und einen Charakter erwürgen, oder? 

Naja, jedenfalls hat Beatrice viel um die Ohren. Abgesehen von ihrem Chef gibt es da nämlich noch ihren Ex-Mann, der Telefonterror betreibt, um ihr immer wieder hasserfüllt zu erzählen, was für eine Rabenmutter sie doch ist, weil die beiden gemeinsamen Kinder während Mordermittlungen bei der Oma wohnen... Außerdem erinnert dieser Fall sie mehr und mehr an etwas Schreckliches in ihrer Vergangenheit. 

Beatrice war mir sehr sympathisch und ich habe wirklich mit ihr mitgefühlt, weil sie so unter Druck steht und die Menschen um sie herum es ihr noch schwerer machen.

Ihren Kollgen Florin Wenniger mochte ich auch direkt. Er denkt ganz anders als Beatrice, aber die beiden ergänzen sich gerade deswegen prima. Hoch angerechnet habe ich ihm, dass er sie gegenüber dem Chef immer wieder verteidigt und lobt und überhaupt immer sein Bestes tut, sie zu entlasten!

Von diesem Ermittlerteam muss ich auf jeden Fall noch mehr lesen.

Auch am Schreibstil habe ich absolut nichts zu meckern. Wunderbar geschrieben, da folgen die Seiten nur so!

TFTC, Frau Poznanski!

Fazit:
Aus einem harmlosen Freizeitvergnügen wird blutiger Ernst: ein Mörder schickt die Ermittler auf eine perfide Schnitzeljagd, bei der als "Preise" abgetrennte Körperteile winken... Geocaching einmal anders!

Das Buch hat mich rundum begeistert! Ich fand es originell und spannend, und das Ermittlerteam gefiel mir sehr gut - da freue ich mich schon auf die nächsten Bände.