Rezension

The distance from me to the book

The Distance from me to you - Marina Gessner

The Distance from me to you
von Marina Gessner

The distance from me to you von Marina Gessner

 

Die Wanderung hatte Kendra sich nach ihrem Highschoolabschluss fest vorgenommen. Einmal den Appalachiantrail erwandern. Als ihre beste Freundin abspringt, ist sie noch immer felsenfest überzeugt von ihrem Plan. Unterwegs trifft sie Sam, der von zuhause und vor seinem gewalttätigen Vater weggelaufen ist. Wird ihre Liebe eine Chance haben?

 

Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut! Endlich mal kein Null-Acht-Fünfzehn Cover mit einem zarten, verträumten Mädchen im Fokus, sondern schlicht und einfach gehalten, zog es mich in seinen Bann. Auch das Trakking-Thema fand ich spannend, da es noch nicht sehr oft bedient worden ist.

Der Einstieg gelang mir wirklich gut. Kendra beschreibt auf den ersten Seiten ihre Persönlichkeit und ihren Willen, den Trail zu wandern, ebenso wie ihre Beweggründe. Ich konnte sie in diesem Punkt sehr gut nachvollziehen. Auch die Sprache war schlicht gehalten, sodass die ersten Seiten recht schnell weggelesen waren. Sams Perspektive kommt erst später hinzu, was ich begrüßt habe. So konnte ich mich erst mal mit Kendra anfreunden.

Doch ... das fiel mir mit zunehmender Seitenzahl schwerer und schwerer. Kendra ist eine Persönlichkeit, die ihren Kopf durchsetzen will, komme was da wolle. Ohne Rücksicht auf Verluste. Diese „Ich wandere allein über einen 3000 Kilometer Trail“ Geschichte ist solang lustig, solange man sich keine Gedanken über die Menschen macht, die sich um sie sorgen. Sie macht sich anscheinend überhaupt keine. Gut und schön, aber der Leser fragt sich dann doch das ein oder andere Mal, ob sich ihre Eltern wirklich mit einer SMS pro Woche begnügen oder ob es nicht doch ein bisschen verantwortungslos ist, allein da in der Pampa rum zu rennen und sich noch mehr aus zu powern, wenn man erschöpft und verletzt ist. Diese Überlegungen sind mir persönlich sehr sauer aufgestoßen, was mir die Lektüre dieses Buches auch nicht unbedingt erleichterte.

Sams Beweggründe kann ich da schon eher nachvollziehen. Er hat im Gegensatz zu Kendra einen wirklichen Grund für seine Flucht vor der Welt und, soweit ich es gelesen habe, auch bis auf seinen Bruder keinen, der sich um ihn sorgt.

Ich denke, dass hätte klüger gelöst werden können.

Die Spannung hielt sich so im Mittelmaß. Das Buch war wie gesagt einfach zu lesen, aber fesseln und Gefangennehmen konnte es mich leider nicht. Dafür hatte es ein bisschen zu wenig Substanz. Und Kendra, der ich immer weniger Sympathie entgegengebracht habe, beim Wandern zuzuschauen, steigerte meinen Enthusiasmus was die Lektüre des Buches betraf nicht gerade.

 

Alles in allem war es eine nette Idee, die mich leider nicht wirklich packen konnte. Zu oft musste ich mich durchschlagen (genau wie Kendra) und ich hatte von Zeit zu Zeit wirklich das Bedürfnis, ein paar Seiten quer zu lesen. Und das hat kein Buch verdient.

Es war einfach nicht mein Buch. Für eine gute Idee und für Sams Charakter vergebe ich knappe drei Sterne.