Rezension

The Glass House

Im dunklen, dunklen Wald
von Ruth Ware

Eine Party mit nur 6 Leuten, in einem ‚Glass House‘ mitten im dunklen, dunklen Wald …
Nora, eine der Gäste erwacht nach der Party im Krankenhaus. Was ist passiert? Sie muss sich erinnern, denn einer von ihnen hat diese Nacht nicht überlebt …

„In einem dunklen, dunklen Wald
steht ein dunkles, dunkles Haus
Und in dem dunklen, dunklen Haus
ist eine dunkle, dunkle Tür
Und die dunkle, dunkle Tür
führt in den dunklen, dunklen Keller
Und in dem dunklen, dunklen Keller
da liegt … eine Leiche“
[S. 7]

Für mich war dieser Einstieg schon grandios, die Erwartungen hoch ~ klingt nach einem vielversprechenden Thriller!
Doch so ganz hat mich dieses Debüt leider nicht abholen können. Und den einführenden Text finde ich etwas irreführend, gut ja, aber eben nicht in der Form wiederzufinden. Schade, denn die Autorin kann!

Die Charaktere sind gelungen skizziert & sehr unterschiedlich! Mit dem einen identifiziert man sich, den nächsten wiederum möchte man am liebsten rütteln & schütteln!
Eine Gruppe, welche sich untereinander kaum kennt, abgeschirmt von der Zivilisation. Beginnend mit der ersten Nacht kommen Drogen & Alkohol ins Spiel, ebenso werden die kleinen Geheimnisse zu tage getragen. Dies führt zu einer sich aufstachelnden Gruppendynamik. Hinzu kommt dieses unbehagliche Gefühl beobachtet zu werden. Der Wald wird dunkel & die Gäste präsentieren sich diesem wie auf der Bühne, denn fast alle Wände bestehen aus Glas. Hervorragende Voraussetzungen für einen spannungsgeladenen Thriller.
„Ich würde ihm nicht die Wahrheit sagen. Oder zumindest nicht die Wahrheit, die ich im Sinn hatte.„ [S. 170]
Unterschwellig baut sich eine unbehagliche Stimmung auf und es entstanden immer mehr Fragen als Antworten.
„[…] Unwillkürlich habe ich die Finger gekrümmt, als wollte ich etwas Kleines und Hartes festhalten. Die Wahrheit vielleicht.„ [S. 239]

Der Beginn machte mich sehr neugierig, dann jedoch verfiel das Buch in einige Längen und ich begann mich zu Fragen, worin sich der Thriller wiederfinden soll. Psychologische Ansätze im Buch gefallen mir immer sehr gut, doch es zog sich Stellenweise zu lang. Melanie die ihre erste Nacht ohne Baby verbringt, Ausflug zum Schießstand, u.ä. ohne das sich ein Spannungsbogen entwickelte oder die Dynamik der Gruppe tiefer ausgebaut wurde.

Nachdem sich der erste Mittelteil dem Ende geneigt hatte, nahm die Spannung zu. Um zu erfahren was sich zum einen in Noras Vergangenheit abspielte & zum anderen in dieser letzten Nacht geschah, ließ mich durch die Seiten huschen. Ruth Ware hatte mich abgeholt! Doch leider hielt sich dieser Spannungsbogen nicht bis zuletzt.
 Was genau geschah & warum überrumpelte mich kurz, war nicht abzusehen. Und doch konnte die Autorin mich hier nicht ganz überzeugen. Zu schwach waren die Hintergründe. Sie hatte mich, immer mehr habe ich mich gefragt was genau vor etlichen Jahren zwischen Nora & Clare geschah, was sich in der Beziehung von Nora zu James verbirgt. Solch schon fast traumatische Reaktionen seitens Nora hatte ich weitaus mehr erwartet, als sich dahinter verbarg.

Auch wenn mich das Buch nicht vollends begeistern konnte, so sprach mich dieser leichte & psychologische Schreibstil sehr an. Die Autorin kann mit den Worten spielen, ebenso einen Spannungsbogen einbauen, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Dieses Niveau konnte nicht gänzlich gehalten werden, aber zu einem weiteren Buch von Ruth Ware würde ich greifen!

Dank des dtv Verlages gab es eine Lesenacht dazu: http://kejas-blogbuch.de/unsere-lesenacht-im-dunklen-dunklen-wald/