Rezension

"The Hand That Feeds"

Alex - Michael W. Garza

Alex
von Michael W. Garza

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als der zehnjährige Alex Mason plötzlich verstirbt, bricht für seine Eltern John und Angela die Welt zusammen. Die Umstände sind mysteriös und Angela ist nicht gewillt den Tod ihres Kindes zu akzeptieren. Sie leidet an Depressionen und verfällt in einen beunruhigenden Geisteszustand. John, der Situation nicht gewachsen, weiß nur eins: Er will nicht auch noch seine Frau verlieren. Als der Junge dann plötzlich von den Toten wiederaufersteht, ist für seine Mutter klar, dass sie und ihr Mann alles tun werden, um ihn bei sich zu behalten. Doch Alex hat einen unstillbaren Hunger nach lebendigem Fleisch ...

Leseeindruck

"Alex", im Original "The Hand That Feeds" stellt eine in sich abgeschlossene Vorgeschichte zur bisher zwei Bände (sowie einem weiteren Prequel) umfassenden "The Decaying World Saga". Ob die Saga komplett ihren Weg ins Deutsche finden wird, ist mir nicht bekannt, doch Potenzial hat sie durchaus im Zombiegenre. Garza macht Einiges richtig, vor allem weicht er gerade im ersten Drittel des Buches von den gewohnten und teilweise ausgetretenen Pfaden ab. Er beleuchtet die Eheleute Mason – ihr teilweise bereits instabiles und ungesundes Verhältnis zueinander. John, der unter den Depressionen seiner Frau leidet, sie aber so sehr liebt, dass er sich verschließt und die Probleme vor Außenstehenden verbirgt. Und Angela, die ihren ganzen Lebenswillen aus ihrem Kind zieht, und ihren Mann bewusst oder unbewusst manipuliert. All das wird dem Leser schnell klar und verleiht diesem Zombieroman eine ungewöhnliche und wohltuende Tiefe. Der Fokus liegt zunächst ausschließlich auf der Familie Mason und ihrem Umgang mit der neuen Situation, wird dann im weiteren Verlauf der Geschichte in die nahegelegene Stadt und den Geschehnissen dort verlagert, bevor er schlussendlich wieder auf den Masons ruht.

Soweit so gut, wären da nicht einige Schwachstellen, auf die ich (ohne Spoiler) kurz eingehen möchte.
Zunächst hatte ich so meine Probleme mit John, dem Protagonist der Story. Nebenbei sei erwähnt, dass ich keinem der Charaktere Sympathie entgegenbringen konnte (aber das muss auch nicht so sein, um eine Geschichte trotzdem gut finden zu können). Doch John ist mir einfach suspekt. Er ist ein ruhiger und eher passiver Typ Mann. Seine Frau hält das Zepter fest in der Hand und er fungiert als Versorger und Ernährer der Familie. Er tut, was Angela möchte – und zwar ausnahmslos. Die wenigen angedeutetet Versuche, sich seiner Frau zu widersetzen, sind eher halbherzig und alles andere als konsequent. Im Mittelteil des Buches stellt sich uns allerdings ein völlig veränderter und konträrer John dar. Plötzlich ist er ein resoluter Entscheider, ein wahrer Draufgänger. Getrieben von dem Wunsch, zu seiner Familie zurückzugelangen (was man sicher als Antriebsfeder sehen kann) setzt er alles aufs Spiel und scheut keinerlei Gefahren. Diese Wandlung ist für meinen Geschmack allerdings alles andere als glaubwürdig und nur bedingt bis gar nicht nachvollziehbar. Es ist als hätte der Autor zwei verschiedene Personen im Sinn gehabt, um diese dann miteinander zu verschmelzen, weil es besser in sein Story-Konzept passte.
Desweiteren hatte ich Schwierigkeiten mit dem letzten Teil des Buches, konkret mit zwei Wendungen. Da ich nicht spoilern möchte, kann und werde ich das nicht näher ausführen aber auch hier fehlte mir schlichtweg die Glaubwürdigkeit. Allerdings mangelt es durchweg nicht an Action und Tempo.

Ein weiterer Punkt, der mich sehr im Lesefluss störte, sind Übersetzung und/oder Lektorat. Hier ist definitiv Nacharbeit gefragt. Rechtschreibfehler gibt es, doch das Hauptproblem ist meines Erachtens die ungelenke und teilweise wirre Übersetzung. Es sei denn, das Original ist ebenfalls so, was ich allerdings nicht beurteilen kann.

Trotz der hier aufgeführten Mängel ist die Story an sich durchaus lesenswert und stellenweise auch innovativ in diesem Genre. Eltern, die ihr Kind nicht aufgeben können und selbst den Tod nicht akzeptieren wollen – ein Thema, das nahegeht und durch die Auferstehung des Kindes von den Toten ganz neue Denkansätze bietet. Garza beschreibt einen Zombieausbruch erfrischend anders, lässt genügend Fragen offen, um die Neugierde des Lesers zu befeuern, liefert Action, Spannung und Unterhaltung in gewohnter Zombiemanier und schafft so einen kurzweiligen Roman, der mich zu unterhalten und manchmal auch zu ekeln wusste.

Fazit

"Alex" ist ein Zombieroman, der einige neue Ansätze bietet und teilweise sogar einen nachdenklichen Ton anzuschlagen weiß.
Denn die Grundfrage bleibt: Wozu sind Eltern bereit, um ihr Kind zu beschützen? Die Antwort lautet: Zu Allem, denn die Liebe zu ihrem Kind reicht weit über den Tod hinaus.