Rezension

The Jewel 01 - Kein Juwel im Bücherregal, aber da ist ein Funkeln

Das Juwel - Die Gabe
von Amy Ewing

Bewertet mit 3 Sternen

Violet ist ein Surrogat und damit eine unfreiwillige Leihmutter, die für den Adel der einzigen Stadt als Zweck und Statussymbol dient. Die einzige Stadt unterteilt in mehrere Schichten ist umgeben von einer Mauer, dahinter liegt nur noch das Meer. An der Spitze des Adels stehen der Fürst und die Fürstin, darunter die vier Gründerhäuser genannt Graf/Gräfin und Herzog/Herzogin und darunter noch zahlreiche weitere Adelshäuser jedes mit einem Symbol wie Stein, Daunen, etc.

Den Adligen ist es nicht möglich lebensfähige Kinder auf die Welt zu bringen, dafür benutzen sie die Surrogate, die aufgrund ihrer DNA die Fähigkeit der Auspizien besitzen. Sie können Form, Farbe und Wachstum manipulieren, erleiden dabei allerdings Schmerzen, sogar in Form von starken Blutungen. Violet wurde wie viele andere junge Mädchen von ihrer Familie entrissen und in eine Anstalt speziell für "Ihresgleichen" gebracht. Obwohl die Surrogate geschniegelt, geschmückt und gepflegt werden, genießen sie kein hohes Ansehen. Man sieht in ihnen keine Menschen und nur Brutkästen.

Bei der Aktion wird Violet zusammen mit ihrer besten Freundin Raven ersteigert. Violet gelangt so in die Hände von der Herzogin vom See, die einen Plan verfolgt, für den Violet ausschlaggebend ist. Für die Ziele der Herzogin vom See (Pearl) muss Violet ihr eine Tochter gebären.

Wenn man über die Geschichte und ihre Umstände nachdenkt, ist Violets Zweck ziemlich ungeheuerlich. Ihre Situation ist für eine Jugend-Fantasy-Trilogie schon ziemlich schrecklich. Junge Mädchen, aus ihren Familien gerissen, die nur einem Zweck dienen: Für wildfremde Menschen als Brutmaschine dienen. Der Gedanke ist schrecklich und die Autorin bringt dies durch Violet Gefühlsbeschreibung sehr gut zum Ausdruck.

Ich bin bei drei Sternen gelandet, da mich die Geschichte einfach sehr neugierig macht und ich gerne wissen will wie es weiter geht (der Schluss war meiner Meinung nach sehr vielversprechend) und ich jedoch ein paar Kritikpunkte habe:

Meine größte Kritik gilt den fehlenden Informationen. Man erfährt nichts Richtiges über die Welt in der Violet lebt. Handelt es sich um eine Fantasiewelt? Oder ist der Globus überflutet und nur noch diese Insel mit den letzten Menschen existiert und hat sich zu dieser Gesellschaft entwickelt? Man erfährt es im ersten Band leider nicht. Generell konzentriert sich die Autorin zu sehr auf die Beschreibung der Adelshäuser ohne ihnen dabei Tiefe zu verleihen. Die ganzen Namen der Häuser, Haus der Blätter, Haus des Was-weiß-ich ist eine schöne Idee, aber blieb für mich sehr blass. Stattdessen hagelt es Beschreibungen was Violet angezogen bekommt und wie sie zurechtgemacht wird.

Ich habe die Selection-Reihe nicht gelesen, doch dieses Schlossgehabe ohne Tiefe, ließ mich vermuten, dass hier ein wenig einem Trend nachgeeifert wurde. Zweiter Kritikpunkt: Die Figuren sind leider ohne Tiefe. So wirklich herausstechen konnte keiner. Lucien, Pearl, Raven... alles blasse Gestalten. Interessant fand ich allerdings sehr Garnet, weswegen mich die Fortsetzungen auch sehr neugierig machen.

Das Buch besitzt leider keine richtigen Stärken. Ash, ein Gefährte, ist wie Violet nur eine Art Sklave der Juwelgesellschaft. Sein Schicksal ist ebenso wie Violets, sehr schrecklich und die Liebesbeziehung zwischen den beiden ist daher nachvollziehbar. Aber das war‘s auch leider schon. Nachvollziehbar - ja. Ungewöhnlich - ja. Aber nichts kommt rüber. Rein gar nichts. Die Liebesgeschichte ist unterirdisch geschrieben. Und das traurige daran ist, das hätte nicht sein müssen. Doch 0815-Sätze wie "...seine Muskeln spannten sich an..." oder "... ihre Haut stand in Flammen..." machen vieles zunichte. Sehr schade, da das Los eines Gefährten und eines Surrogats guter Stoff für eine Liebesgeschichte ist.

Unbefriedigende Erklärungen, Fokus auf Kleider und Schminke, blasse Figuren und eine zu konstruierte Liebesstory - warum weiterlesen? Weil das Buch insgesamt nicht langweilig ist, neugierig macht und zum Schluss auf eine gute Fortsetzung hoffen lässt. Trotz meiner Kritik ist "Das Juwel" kein kompletter Reinfall. Es gibt nur Steigerungsbedarf nach oben. Ich hoffe sehr, dass dieser in den Fortsetzungen erfüllt wird.