Rezension

The ministry of utmost happiness

The Ministry of Utmost Happiness - Arundhati Roy

The Ministry of Utmost Happiness
von Arundhati Roy

Bewertet mit 2 Sternen

Anjum kommt in Delhi als Mann-Frau zur Welt. In der indischen Gesellschaft lebt sie als Außenseiter, in den Zeiten des politischen und sozialen Umbruchs auch gefährlich. Tilo steht eine Generation später zwischen drei Männern. Alle drei kämpfen ihrer ganz eigenen Kampf.

Ich war selten so versucht, die Inhaltsangabe einfach vom Buchrücken zu kopieren. Nicht weil ich ein einfallsloser Mensch bin, sondern weil ich vergeblich den roten Faden gesucht habe. Gemeinsamer Nenner aller Handlungsfragmente: Indien, viel Politik, viel jüngere Geschichte, Gewalt. Und Babies. Irgendwie tauchen viele Waisenkinder auf. Die Autorin macht einem das Leserleben nicht etwa durch chronologisches Erzählen leichter, sondern springt von A nach M zurück zu Z und wieder zu B. Anjum, die man zu Beginn lang begleitet, verschwindet plötzlich so abrupt von der Bildfläche, dass man sich in einem anderen Buch wähnt. Ich mag fragmentarisches Erzählen eigentlich gerne, aber hier wurde definitiv übertrieben und allenfalls gegen Ende hatte ich sowas wie einen Durchblick. Da war mein Interesse aber schon lange den Ganges hinuntergegangen. Die Autorin erwartet vom Leser sehr viel Hintergrundwissen über die jüngste indische Geschichte, geschenkt wird einem nichts. Somit war ich sowohl von fiktiver wie auch realer Handlung schnell überrannt und wähnte mich in all dem politischen Wirrwarr immer wieder in einem Sachbuch. Inhaltlich konnte mich das Buch also leider überhaupt nicht überzeugen. Sprachlich ist es sehr ansprechend, die Autorin hat einen Blick für Details und kann eine sehr dichte Atmosphäre schaffen. Aber diese erzählerische Kunst geht eben schnell in der Handlung unter, sodass die Lektüre für mich eher Qual als Genuss war.