Rezension

Thriller? Eher nicht, trotzdem unterhaltsam

The Couple Next Door
von Shari Lapena

Bewertet mit 4 Sternen

Anne und Marco sind bei den Nachbarn eingeladen, sollen ihren Säugling Cora aber nicht mitbringen. Obwohl der Babysitter absagt, gehen die beiden und vertrauen darauf, dass Babyfon und ständige Kontrollen ausreichenden Schutz bieten. Als sie nach Hause kommen ist das Baby jedoch spurlos verschwunden und eine schier unglaubliche Geschichte nimmt ihren Lauf…

Von Beginn an hat mich das Buch, welches insgesamt eher ruhig gehalten ist mit seinem brisanten Thema fesseln können. Allein die Vorstellung, dass plötzlich das eigene Kind verschwunden ist, ist heftig. Das Paar jedoch hat noch einige andere Baustellen, die sich nach und nach offenbaren. Diese scheibchenweise Offenbarungen der verschiedenen Probleme der Familie fand ich unterhaltsam und ich wollte unbedingt mehr erfahren. Die Vielschichtigkeit hat mir sehr gefallen, während ich die Protagonisten hauptsächlich fragwürdig bis völlig unberechenbar und krank fand. 

Was an Wendungen und Überraschungen kam, war gelungen und hat mich nicht selten sehr überrascht. Häufig fragte ich mich „wie kann man nur?“, „warum reden die Leute nicht mehr miteinander?“ und ähnliches. Die Auflösung fand ich sehr gelungen, wenn sie auch ab einem gewissen Punkt zu erahnen war. 
Während mich der Inhalt soweit überzeugen konnte, hatte ich so meine Probleme mit dem Schreibstil. Der war sehr gut verständlich, wirkte jedoch häufig sehr abgehackt, ohne das es inhaltlich dahinter einen tieferen Sinn gegeben hätte. Dass allein die Übersetzung schlecht / schuld sein soll, kann ich mir kaum vorstellen. Mir war es einfach stellenweise etwas zu simpel. Dagegen fand ich immerhin die Perspektivwechsel gelungen, da sie immer wieder für neue Fährten sorgen und tiefere Einblicke ermöglichen, auch und gerade in das Seelenleben der Eltern.

Stellt sich die Frage, ob das Buch ein Thriller ist?! Für mich eher nicht, denn dafür ist es definitiv zu „ruhig“, aber spannend fand ich es trotzdem irgendwie. Der Hype um das Buch war für meine Begriffe aber trotzdem deutlich zu groß. Es ist gut, es hat mir persönlich gefallen, weil ich offen bin und auf den aufgedrückten Stempel „Thriller“ allgemein nicht mehr viel gebe.