Rezension

Thriller-Highlight

Fünf - Ursula Poznanski

Fünf
von Ursula Poznanski

Die beiden Jugendromane “Erebos” und “Saeculum” von Ursula Poznanski habe ich als Hörbuch gehört. Sie haben mir ganz gut gefallen, aber so richtig begeistern konnten sie mich leider nicht. Vielleicht weil (Online)rollenspiele nicht gerade mein Fall sind. Trotzdem war ich nach den beiden Hörbüchern weiterhin neugierig auf Bücher von Ursula Poznanski und so stand es außer Frage, dass ich mir auch “Fünf” näher ansehen würde. Alleine schon, dass es ein Thriller für Erwachsene ist, ließ mich hoffen. Hinzu kam aber noch, dass hier das Geocaching quasi die Grundlage für die Geschichte bildet. Der Täter nutzt diese “Schnitzeljagd” um sein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei zu treiben. Geocaching ist -im Gegensatz zu Rollenspielen- etwas, das mich schon länger interessiert, an das ich mich aber bislang nicht herangewagt hatte.
Ich hatte vor dem Lesen allerdings nicht erwartet, dass ich das Buch nur mit äußerster Selbstüberwindung wieder aus der Hand würde legen können. Genau so war es aber!
Die Geschichte geht von der ersten Seite an in die Vollen und daran ändert sich auch die ganzen 384 Seiten lang nichts. Der Täter hält die Polizei mächtig auf Trab und es geht kaum eine Seite dahin, auf der nicht irgendetwas Spannendes oder Interessantes geschieht.  Dabei ist die Geschichte einerseits durch das Geocaching-Prinzip außergewöhnlich (gut;)). Wer mit diesem Thema bisher nichts am Hut hatte, wird hier mittels des Falles damit bekannt gemacht. Natürlich auf verbrecherische und sehr blutige Art und Weise. Das gehört sich für einen Thriller auch so. Hat man einmal die Grundlage begriffen, macht es umso mehr Spass, der Polizei bei ihrem Ermittlungen zur Seite zu stehen. So ganz nebenbei habe ich auch Ursula Poznanski dafür bewundert, mit welcher Cleverness sie ihre Rätsel und das Gerüst des Falles erdacht hat.
Andererseits -und deshalb kann man dieses “der Polizei zur Seite stehen” durchaus wörtlich nehmen- zeichnet sich die Geschichte dadurch aus, dass man relativ wenige beschreibende Passagen antrifft. Der Großteil der Geschichte kommt in Dialogen daher. Dadurch bekommt man als Leser bestens Einblick in die Gedanken und Überlegungen der Polizisten. In den Gesprächen werden Für und Wider von Verdächtigungen abgewogen, das weitere Vorgehen durchdacht und geplant, Erkenntnisse zusammengetragen und verschiedene Wege hin zur Lösung angegangen, wieder verworfen oder weiterverfolgt und und und. Das ist so sehr dynamisch und es fällt leicht, diesen Überlegungen zu folgen und sie für sich und für seine eigenen “Ermittlungen” zu nutzen.
Zuletzt noch ein paar Worte zu den beiden Hauptcharakteren. Da ist zunächst Kommissarin Beatrice Kasypary. Soeben frisch getrennt und mächtig im Stress mit zwei Kindern und dem Job, speziell mit diesem Fall. Ich muss gestehen, mit Beatrice bin ich anfangs nicht recht warmgeworden. Sie war mir einfach zu abweisend zu den meisten anderen Personen, zu sehr Eigenbrötler statt Team-Mensch, wie es eigentlich für ihren Job von Vorteil wäre. Allerdings imponierte sie mir dann erstens durch ihre Cleverness und zweitens damit, wie sie mit ihrer privaten Situation umgeht und nicht dem Job zuliebe bei den Kindern zurücksteckt, oder den Kindern zuliebe bei ihrem Job. Eben eine starke Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, und keine Super-Ermittlerin, die solche Fälle im Vorbeigehen aufklärt. Das macht sympathisch.
Ihr Kollege Florin war mir dagegen von Anfang an sympathisch. Denn er ist nicht nur ein sehr guter Kommissar, sondern auch jemand vom Typ “lieber Kumpel”. So jemanden mag man einfach.

Es ist jeden Abend spät geworden, aber ich hatte “Fünf” nach zwei Abenden ausgelesen. Natürlich, weil ich es unglaublich spannend fand. Aber auch weil es -wie schon erwähnt- vorwiegend in Dialogen geschrieben ist. Das liest sich leichter und flüssiger als schildernde Passagen. Man fühlt sich dadurch mehr “dabei” und das macht zusätzlich neugierig darauf, wie die Geschichte weitergehen wird.

Ich mag die Mischung aus dunklen und kräftigen Farben beim Covermotiv. Das wirkt einem Thriller angemessen düster. Ausserdem gibt das Motiv kaum etwas über die Geschichte her und das stimmt neugierig. Ganz speziell gefällt mir die Krähe [;)]

Fazit:  Ich habe diese Besprechung gerade noch einmal Kontrolle gelesen und finde, sie wird meiner Begeisterung für dieses Buch nicht annähernd gerecht. Ein super spannender Thriller, der durch das Geocaching als Grundlage für den Fall sehr neuartig und erfrischend anders wirkt. Der einen durch diese “Schnitzeljagd” kontinuierlich neugierig hält und mit ihr und den Überlegungen der Polizei die ideale Möglichkeit bietet, als Leser mitzuermitteln. Und der sich durch die Dialoglastigkeit sehr flüssig lesen lässt, ohne dass einem aber dabei etwas entgeht. Top!