Rezension

Thriller voller Spannung und Humor

Des Menschen Wolf - Apostolos Doxiadis

Des Menschen Wolf
von Apostolos Doxiadis

Bewertet mit 5 Sternen

„...Jemanden ein wichtiges Geheimnis anzuvertrauen, ist ohnehin schon eine Art russisches Roulette. Es aber jemanden anzuvertrauen, den man nicht kennt, das ist, als hätte man nicht nur eine einzige Patrone in der Trommel...“

 

Ein junger Mann sitzt beim Essen, als sich ein älterer Herr zu ihm setzt. Er möchte ihm eine Geschichte erzählen und bittet darum, dass sie mit den Kassettenrekorder aufgenommen wird.

Es ist die Geschichte des Italieners Ben Frank und seiner drei Söhne. Nach anfänglichen wirtschaftlichen Erfolgen ging es mit Ben Frank bergab. Auslöser war der Tod seiner Frau. Gleichzeitig nahm sein Alkoholkonsum zu. Bei einer Auseinandersetzung tötete er das einzige Kind des Mafiosi Tonio Lupo. Dessen Rache war grausam. Er teilte Ben mit, dass jeder seiner Söhne im Alter von 42 Jahren sterben werde, und tötete ihn dann.

Der Autor hat einen spannenden Thriller geschrieben. Nur die beiden älteren Söhne wissen am Anfang von der Drohung. Beide gehen unterschiedliche Wege, um ihren vermeintlichen Schicksal zu entgehen. Während Al, der Älteste, ein cleverer Geschäftsmann wird, arbeitet Sonnyboy Nick als Schauspieler. Leo, der Jüngste, ist beim Tod des Vaters noch ein Kind.

Der Schriftstil des Buches ist sehr humorvoll und sarkastisch. Detailgenau wird da leben der Brüder dargelegt. Als Al sein 42 Lebensjahr beginnt, schreiben wir gerade das Jahr 1939. Geschickt bezieht der Autor die historischen Gegebenheiten in die Handlung mit ein. Dabei werden sie zum Teil ironisch verblendet. Ein Zitat soll das belegen:

„...Nach einiger Zeit kamen die Generäle zusammen mit dem capo di tutti capi der Army, Präsident Roosevelt, zu dem Schluss, dass sie mehr Soldaten brauchten...Sie veranstalteten deshalb eine nationale Lotterie mit dem Leben junger Männer...“

Nach und nach erfahre ich als Leser auch, wer zum Werkzeug der Rache gemacht und wie der ganze Ablauf abgesichert wurde. Alle Seiten standen vor ungewohnten Herausforderungen. Die Brüder waren bestrebt, ihre Lebenszeit zu verlängern, der Rächer durfte sie aber nicht aus den Augen verlieren, denn das hätte seinen Tod bedeutet. Doch im Leben ist man nie vor Überraschungen sicher.

Selbst historische Personen haben im Geschehen ihren Part. Allerdings hat der Erzähler ab und an Probleme mit den Namen und fordert damit die Allgemeinbildung des Lesers heraus.

Die grafische Gestaltung unterstützt die Handlung. Anfangs befinden sich über jeden Kapitel die Schattenrisse dreier Männer. Nachdem der erste auf dem Kopf steht, erscheint das Bild eines Wolfes. Zwischendurch verwendet der Autor die Darstellung einer Kakerlake. Auch das macht Sinn in Bezug auf die Handlung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht letztendlich um die Frage, ob sich ein Mensch grundlegend ändern kann und was die Auslöser dafür sind. Ein hoher Spannungsbogen und der sarkastische Unterton des Erzählers machten das Lesen zum Vergnügen. Ich möchte mit den letzten Sätzen des Buches schließen:

„...Was zählt, ist nicht, warum man etwas tut. Sondern dass man es tut. Und vor allem, dass man den Preis dafür zahlen muss...“