Rezension

Tiefe Abgründe

Böse Spiele - Cornelia Härtl

Böse Spiele
von Cornelia Härtl

Bewertet mit 4 Sternen

Die Sozialarbeiterin Lena ist nicht gerade begeistert, als sie unvermittelt vom Jugendamt in ein Containerbüro im Spessartviertel, dem sozialen Brennpunkt Dietzenbachs versetzt wird. Hier hat sie das Leid von vernachlässigten Kindern und verprügelten Frauen unmittelbar und ständig vor Augen.
Statt ihr freies Wochenende zu genießen, lässt sie sich auch noch überreden, nach der wie vom Erdboden verschwundenen Schwägerin ihrer Jugendfreundin zu suchen. Sie findet tatsächlich eine Spur von Sabrina, doch die führt in einen SM-Club im Frankfurter Bahnhofsviertel. Als am Rande des Spessartviertels die Leiche einer offenkundig bei SM-Spielen getöteten Frau auftaucht, befürchtet Lena das Schlimmste.
Cornelia Härtl präsentiert in ihrem Krimidebüt eine ganz neue Ermittlerin: keine toughe Kommissarin, sondern eine neugierige und empathische Sozialarbeiterin, die im Moment der Gefahr ihre Ängste überwindet und einem gefährlichen Netzwerk aus Sex, Gewalt, Prostitution und Politik die Stirn bietet.

In diesem Krimi lernen wir die engagierte und couragierte Sozialarbeiterin Lena Borowski kennen. Ihre Arbeit ist nicht einfach und es werden einige erschütternde Beispiele aufgezeigt, mit denen sie im Alltag zu kämpfen hat. Als sie dann in das Containerbüro versetzt wird, ist sie nicht nur noch näher am sozialen Brennpunkt, sondern muss sich auch mit einigen nur an der Macht interessierten Mitarbeiter und Vorgesetzten auseinandersetzen.
Aber Lena ist eine starke und energische Frau, die ihre Ziele versteht durchzuboxen. Dennoch bleibt sie loyal.
Als dann auch noch im privaten Kreis das Verschwinden von Sabrina an sie herangetragen wird, ist sie zunächst nur halbherzig bei der Sache. Doch je mehr sie versucht Sabrina zu finden, umso mehr wird ihre Neugierde geweckt. Bei ihrer Suche gelangt sie auch in einen SM-Club. Der Besitzer steht ihr bei ihrer Suche hilfreich zur Seite und klärt sie auch über viele verschiedene Praktiken in der SM-Szene auf. Lena setzt bei der Suche sogar ihre eigene Beziehung aufs Spiel.

Dieser Krimi zeigt wirklich tiefe Abgründe. Zum einen wie weit sich Menschen erniedrigen um den gewissen "Kick" erleben zu können. Zum anderen aber zeigt es auch sehr intensiv mit welchen Tragödien sich die Sozialarbeiter teilweise auseinandersetzen müssen. Doch leider steht hier nicht immer die Hilfe am Menschen im Vordergrund sondern sehr oft, wie man sich am selber am besten präsentieren kann um die Karriereleiter entweder in den eigenen Reihen höher zu erklimmen oder im politischen Rahmen sich zu behaupten.
Ein interessanter und auch nachdenklicher Krimi.
Den einen Stern Abzug gibt es, weil mir für meinen persönlichen Geschmack ein wenig zu viel aus der SM-Szene geschrieben wurde.