Rezension

Tiefe Einblicke in Persönlichkeitsstörungen

Scherbenkind - Britt Reißmann

Scherbenkind
von Britt Reißmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

"*Scherbenkind*" ist nach "*Blutopfer*" der zweite Band einer Krimireihe um die Hauptkommissarin Verena Sander, geschrieben von der Autorin Britt Reißmann. Der Krimi erscheint im "*Diana Verlag*". Stuttgart Polizeipräsidium: Ein anonym anrufendes Kind gibt an, den Mörder in einem ungelösten Fall zu kennen. Hauptkommissarin Verena Sander nimmt den Fall wieder auf und kommt durch den Anruf einer jungen Frau auf die Spur, durch die sie den Toten aus einem ungelösten Mordfall identifizieren kann. Irgend etwas stimmt mit dem Verhalten dieser Frau jedoch nicht. Vom Kind fehlt jede Spur. Eine weitere Leiche wird gefunden, scheinbar hängen die Fälle zusammen. Die darin verwickelten Personen sind schwer zu fassen. Bei der weiteren Ermittlung deckt Verena eine menschliche Tragödie ungeahnten Ausmasses auf.

Nachdem "Blutopfer" mir unbeschreiblich gut gefallen hat, habe ich mich auf "Scherbenkind" gestürzt. Die psychologische Seite ist auch dieses Mal sehr ausführlich recherchiert und ausgearbeitet.

Man kann die beiden Bücher unabhängig voneinander lesen, bekommt im ersten Band jedoch einiges über das Leben der allein erziehenden Kommissarin und ihrer Tochter mit.

Scherbenkind ist ein unvorhersehbarer Krimi, bei dem sich menschliche Abgründe auftun, die man nur schwer fassen kann. Man fiebert der Auflösung entgegen, die sehr logisch klingt und ist erstaunt über die anschaulich erklärten psychologischen Fälle. Mich hat diese Tiefe im Bereich von dissoziativen Störung jedoch verwirrt. Ich konnte die mit dieser Störung einhergehenden Handlungen nicht immer nachvollziehen. Zu groß war die Anzahl der abgesplitterten Persönlichkeiten in nur einer Person. Hier den Durchblick zu behalten, fiel mir wirklich schwer.
Anfangs vermutete ich ein Doppelleben von zwei Frauen und tippte auf Zwillinge. Die Situation stellte sich dann durch die psychologische Störung in anderer Ausprägung dar. 

Verena hat mir wieder gut gefallen, sie zeigt unermüdlichen Arbeitseinsatz, lässt aber erneut die Grenze zwischen Beruflichem und Privatem ausser Acht. Auch ihr verbaler Schlagabtausch mit Staatsanwalt Triberg unterhält wieder gut, ihre gegenseitige Aversion ist unverändert und es schlagen negative Funken, wenn sie sich begegnen.
Die Charaktere aus dem Ermittlerteam wirken lebendig und sind gut gezeichnet, sie fügen sich angemessen in die Handlung ein, ohne die Spannung zu zerstören.
Auch der flüssige Schreibstil ist wieder wunderbar zu lesen, gerade die gekonnt dargestellte realistische Ermittlungsbeschreibung hat mir gut gefallen.

Womit ich aber ein Problem hatte, sind die besonderen Ausprägungen der dargestellten multiplen Persönlichkeitsstörung. Auch wenn ich die Erklärungen nachvollziehen konnte, gingen mir die Personen doch regelrecht durcheinander.

Für diejenigen Krimileser zu empfehlen, die sich mit psychischen Störungen auskennen. Ansonsten ein spannender Krimi, bei dem man in menschliche Abgründe schauen kann.