Rezension

Tiefgehende Charaktere, ihre (ver)zweifelnde Liebe zueinander und Computercode

Heartware - Jenny-Mai Nuyen

Heartware
von Jenny-Mai Nuyen

Bewertet mit 4 Sternen

„HEARTWARE“ von Jenny-Mai Nuyen ist ein Thriller anderer Art. Wer besonders tiefgreifende und etwas andere Charaktere mag, wird hier goldrichtig aufgehoben sein, denn es handelt sich eben nicht um einen temporeichen Actionthriller. Das Mitfühlen und Miterleben der Geschichte aus Sicht der Charaktere steht hier vollkommen zu Recht im Mittelpunkt, was mindestens ebenso mitreissend ist.

Zum Inhalt:

Adam Eli, ein junger Mann mit krimineller Vergangenheit, hält sich als Ghostwriter über Wasser. Er hängt in einer Dauerschleife, in der ihn eine einfache und kurze Email aufrüttelt, die ihn auffordert, nach seiner ersten und einzigen Liebe Willenya zu suchen. Adam hatte sie in einem Bootcamp in Bolivien kennen und lieben gelernt, in das er wegen Dealens mit Medikamenten in seiner Schule geschickt worden war. Auch Willenya hatte eine kriminelle Vergangenheit. Gemeinsam flüchteten Sie aus dem Camp und brachen kurz darauf in ein Haus ein, um einen Computer zu stehlen. Dabei wurden sie bei einer Schießerei voneinander getrennt. Während Adam in einem Gefängnis landete, verschwand Willenya spurlos aus seinem Leben.

Mit der eingehenden Email werfen sich alle Fragen und Zweifel der Vergangenheit wieder in den Vordergrund. Hatte Willenya ihn damals verraten ? Hatte sie ihn wirklich geliebt oder vielleicht doch nur ausgenutzt ?

Er beginnt eine wilde Suche über den halben Globus, um Willenya zu finden und seine offenen Fragen zu beantworten. Ihm zur Seite steht Mariel Marigny, die als Hackerin und Expertin für Datensicherheit von ihren Auftraggeber zur Seite gestellt wird. Dabei rückt auch der damals gestohlene Computer in den Mittelpunkt.

Mein Eindruck:

Schnell wird klar, dass es hier kein herkömmlicher Thriller mit schnellen und hektischen Morden oder Mordermittlungen handelt. Vielmehr stehen hier die Charaktere und ihre Geschichte im Mittelpunkt. Zwei Personen mit einer schwierigen Kindheit entwickeln im tropischen Bolivien eine sehr intensive, wenn auch eine sehr spezielle Beziehung zueinander. Diese erste Liebe lässt Adam auch nach seiner Rückkehr aus dem Gefängnis nicht los. Der Autorin Jenni-Mai Nuyen gelingt es eindrucksvoll, Adams Gedanken- und Gefühlswelt und diese schwer zu umreissende Liebesbeziehung in Szene zu setzen. 

Dabei setzt sie diese Menschen in eine spannende Handlung ein, die ebenso speziell und hintergründig zu beschreiben ist. Hierzu verwendet sie einen flüssigen und sehr gut lesbaren Schreibstil, der selbst schwierige und diffuse Situationen und Hintergründe absolut verständlich und anschaulich auf den Punkt bringt. Insgesamt stellt sich mir die Handlung über alle Kapitel hinweg durchdacht und miteinander verknüpft dar. Abschnitte mit tieferen Einblicken in die Charaktere wechseln mit rasanten und mit Action geladenen Szenen ab. Leider leidet an einigen Stellen die Spannung unter den - wenn auch sehr interessanten Charakterbeschreibungen.

Das Thema des Thrillers - es geht letztlich um künstliche Intelligenz - schwingt im Kopf nach. Man kann und sollte sich selbst schon die Frage erlauben, welches Stadium der künstlichen Intelligenz wir heute erreicht haben und wer die Gewinner und die Verlierer eines solch mächtigen Computerprogramms sein könnten.

Fazit: 

„HEARTWARE“ von Jenny-Mai Nuyen möchte ich mit einer Bewertung von 4 Punkten für Charakterliebhaber empfehlen.