Rezension

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Tiefgründig bis zuletzt

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki - Haruki Murakami

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
von Haruki Murakami

Bewertet mit 5 Sternen

In der Jugendzeit waren Tsukuru Tazaki und seine vier Freunde unzertrennlich. Fest verbunden durch das tiefe Band der Freundschaft, konnte sie auch nicht der Umzug von Tsukuru nach Tokyo trennen. Doch eines Tages kommt er zu Besuch nach Nagoya zurück und plötzlich ist alles anders.
Seine Freunde meiden ihn, keiner antwortet auf seine Anrufe, bis ihm sein Freund mitteilt, dass er und die anderen von nun an nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Warum erklärt er Tsukuru nicht. Für Tsukuru ist diese Zurückweisung unverständlich und er ist am Boden zerstört. Selbst nach Jahren der Trennung sind die Verletzungen seiner Seele noch nicht verheilt. Er trägt sie mit sich rum, fühlt sich langweilig und farblos. Kein Mensch kann ihn erfreuen. Er lebt nur in den Tag.
Dann lernt er Sara kennen und verliebt sich in sie. Doch Sara bemerkt Tsukurus Kummer und rät ihn sich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Also besucht Tsukuru nach und nach alle seine erwachsenen Freunde, die inzwischen ihr eigenes Leben führen. Auch sie tragen Last und Kummer mit sich. Doch was ist das Geheimnis was zwischen ihnen liegt?

Für mich ein gelungenes Literarisches Meisterwerk auf sehr hohen Niveau. Es erinnert mich von der Erzählweise an " Homo Faber" von Max Frisch. Allerdings ist das Buch sehr viel moderner geschrieben und nicht ganz so verstaubt. Ich würde es, wenn ich Deutschlehrerin wäre meiner Klasse zum Lesen und Bewerten geben. Denn in diesem Buch ist viel geschrieben worüber man nachdenken kann.
Fühlt sich doch Tsukuru leer und farblos, aber so haben ihn seine Freunde niemals gesehen. Es war eher das Gegenteil von farblos. Dieses Buch bringt einen dazu sich mit einem selber und seinen Gedanken zu beschäftigen. Wie ist das mit einem selber, sieht man sich nicht auch manchmal farblos? Auch die Art wie er Tokyo beschreibt, es ist fast so als wäre man selber wieder da und spürt das rege Bahnhofstreiben von Shibuya.
*Achtung Spoiler*
Als herauskam, dass Tsukuru eine seiner besten Freundinnen vergewaltigt haben soll, dachte ich sofort daran, das er vielleicht Schizophren ist und vielleicht ein Teil von ihm das wirklich gemacht hat. Nur das er sich nicht mehr erinnern kann. Ein Teil von ihm dachte das ja auch. Aber das war es nicht. Er hat seine beiden Freundinnen wirklich nur begehrt und nie angefasst. Interessant ist auch, dass Haruki Murakami das Ende so offen gelassen hat. Erst fand ich das nicht so gut, aber in zweiter Überlegung ist das recht passend und typisch für diese Art Buch.
So ein tiefgründiges Buch habe ich schon sehr lange nicht mehr gelesen!!!
 

by Lesefieber-Buchpost Marina