Rezension

Tiefgründig, regt zum Nachdenken an

Dann mach ich eben Schluss - Christine Fehér

Dann mach ich eben Schluss
von Christine Fehér

"Dann mach ich eben schluss" beschäftigt sich nicht, wie man aufgrund des Titels vermuten könnte mit einer Liebesgeschichte, sondern um einen jungen Mann, der so wenig Sinn in seinem Leben gesehen hat, dass er kurzer Hand sein Auto gegen einen Baum steuert und es damit für immer beendet. Schluss macht. Zurück bleibt die Frage, warum er das getan hat.

So steigt man in die Geschichte ein und erfährt Stück für Stück, was Max dazu getrieben hat, es zu beenden. Wir gehen mit den Hinterbliebenen auf die Suche nach der Antwort und zwar in Form von einzelnen Abschnitten, die jeweils die Sicht einer bestimmten Person und ihrer Beziehung zu Max zeigt. Die einzelnen Sichtweisen (Lehrer, Eltern, Schwester, Kumpel, Freundin, Liebe) werden durch einen veränderten, angepassten Schreibstil unterstützt. Der Leser bekommt einen Blick auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten und entwickelt Stück für Stück ein Bild von Max. 
Manche Satzstellungen sind so ungewohnt gewesen, dass ich teilweise darüber gestolpert bin und mein Lesefluss  ins Stocken kam. Ich konnte mich allerdings leicht wieder "fangen". 
Das Buch lebt nicht von Spannung oder bestimmten Höhepunkten. Es ist sehr ruhig und soll niemanden unterhalten, sondern den Leser zum Nachdenken anregen. Und das schafft Christine Fehér in meinen Augen definitiv. Die Geschichte von Max ist sehr tiefgründig und traurig, weil es so nah an der Realität ist. Dennoch wird man von der Traurigkeit nicht überrollt und behält einen gewissen Abstand. Was aber durchaus gewollt ist und auch angemessen ist. 
Wir erhalten auch einen Einblick in die Sicht von Max, was natürlich sehr interessant war, aber leider auch seine Längen hatte. Es hätte nicht geschadet es an einigen wenigen Stellen etwas kürzer zu halten und auch Delias Sicht am Ende hätte nicht so ausschweifend sein müssen. Das ist der größte Kritikpunkt an dem Buch, weil es ein bisschen die Stimmung und die Thematik gestört hat. 
Die Autorin hat ein sehr ernstes Thema angesprochen, worüber man nicht totschweigen sollte, weil es im echten Leben leider oft genug Selbstmorde gibt. Sie möchte dem Leser zeigen, dass man mit offenen Augen durchs Leben gehen sollte und einen Blick für das Unsichtbare entwickeln soll. Es gibt immer Anzeichen, dass es einer Person nicht gut geht und wenn sie noch so klein sind. Man darf es nicht ignorieren und muss mehr Acht auf seine Mitmenschen nehmen. Aber das Buch ist nicht nur ein Appell an Außenstehende, sondern auch an einen selbst. Niemand sollte seine Gefühle in sich reinfressen. Genauso wenig, wie man sich von anderen unterdrücken lassen sollte. 

"Dann mach ich eben schluss" ist eine Geschichte mit viel Tiefgang und einer großen Message. Das Buch ist bei Weitem nicht nur für Jugendliche geeigent - auch Eltern und vor allem Lehrer sollten es lesen. Ich könnte mir sogar sehr gut vorstellen, dass es als Schullektüre dienen könnte. Es schärft vielleicht die Sinne ohne, dass sich die Stimmung und Trauer dermaßen auf den Leser auswirkt, dass er niedergeschlagen ist und nicht weiter lesen kann. Ich empfehle das Buch jedem, der sich für ernste, realitätsbezogene Bücher interessiert.