Rezension

Tiefgründiger als erwartet

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen - Abbi Waxman

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen
von Abbi Waxman

Bewertet mit 4 Sternen

Lilian muss an einem sechswöchigen Gärtnerkurs teilnehmen, da sie für ihren Verlag ein Buch über Gemüse illustrieren soll. Der anfängliche Pflichttermin erweist sich dagegen bald als großartige Chance, endlich die Trauer um ihren verstorbenen Mann zu überwinden und neuen Lebensmut zu fassen. Die bunt zusammengewürfelte Truppe der Kursteilnehmer wächst gleichzeitig mit den gesetzten Pflanzen zu einer eingeschworenen Gemeinschaft heran, von der nicht nur Lilians Kinder profitieren.

Dieser Roman hört sich anhand des Titels und des Klappentextes nach einer lockeren und heiteren Liebesgeschichte an, ist jedoch viel tiefgründiger und teilweise auch schwermütiger als erwartet. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, obwohl ich sie nicht als "herrlich witzig" empfunden habe, wie es in der Beschreibung angekündigt wurde.

Lilian ist auch drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes immer noch in therapeutischer Behandlung und hat ab und zu wieder depressive Phasen. Diese waren am Anfang so schlimm, dass sie sogar mehrere Monate in einer Klinik behandelt werden musste und sich nicht um ihre Kinder kümmern konnte. Das erfährt man aber erst im Verlauf der Handlung und merkt schnell, dass es sich nicht um eine leichte Liebesromanlektüre handelt. Zwar gibt es ab und zu lustige Szenen und Dialoge über die man schmunzeln kann, aber der Hintergrund ist doch die immer wiederkehrende, ernsthafte Auseinandersetzung mit Lilians Schicksal.

Der Schreibstil ist mit abwechselnden kurzen Beschreibungen und lebhaften Dialogen sehr aufgelockert, so dass man nicht im Lesefluss gehemmt wird und keine Langeweile aufkommt. Mir haben besonders die verschiedenen Charaktere der Gärtnergruppe gefallen, von denen jeder seine ganz eigene, interessante Geschichte besitzt, die nach und nach ans Licht kommen. Auch die zunächst etwas flatterhaft dargestellte Schwester von Lilian, wird mit der Zeit immer sympathischer und bekommt Format. Die Aussagen der Kinder sind erstaunlich scharfsinnig und manchmal sogar richtig philosophisch. Die zaghafte Annäherung von Lilian an Edward, den Kursleiter, ist einfühlsam und mit all ihren Zweifeln gut nachvollziehbar beschrieben. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch wenn ich von der Beschreibung her etwas anderes erwartet hatte.