Tiefgründiger Roman
Bewertet mit 4 Sternen
Dieser Roman unterhält, überrascht und erzählt. Dabei gibt es humorvolle Szenen, nachdenklich machende Begebenheiten und auch Überraschungen, die dem Inhalt eine spannende Note verleihen.
Der Grundgedanke dreht sich um Giovannis Leben. Er beschreibt seine Familie, erklärt seine Gedanken und Beweggründe und sucht zwischen Familientradition und Moderne Protagonist seinen Weg. Als er sich für eine literarische Karriere entscheidet, ist das auch mit dem Verlust seiner Jugendliebe verbunden. Von nun an gilt seine Liebe einzig den Büchern und der Poesie. Er jettet durch die Welt der poetry festivals und sein Vater und Luca verzeihen ihm seinen Ausbruch aus dem Familienbetrieb nicht.
Das Familienleben der Talaminis wird im Roman mit einigen Zeit- und Handlungssprüngen abgehandelt.
Es beginnt mit der fraglichen Demenz des Vaters Guiseppe, der sich im TV in eine deutsche Hammerwerferin verliebt. Trotz all der Tragik wirkt in diesem Abschnitt eine Art von Humor mit, der aber im weiteren Verlauf einer schwermütigen Stimmung weicht.
Die liebevolle und ausführliche Beschreibung der Zubereitung von Eis und die Aufzählung der vielfältigen Sorten ist besonders gelungen. Es wird deutlich, wie viel Ideenreichtum, Probiereifer und Arbeitskraft für die Herstellung und die Verfeinerung der Rezepte nötig ist. Luca revolutioniert die althergebrachte Eismacherszene, indem er neuartige Eissorten kreiert. Von altbekannter Vanille und Zitrone geht er über zu Grappasorbet und anderen ausgefallenen Sorten.
Giovanni beschreibt das Eis als Schneekristalle von bezaubernder Schönheit. Das ist aus seiner Sicht die poetische Umschreibung, der man seine Liebe zur Sprache anmerkt.
Wir begleiten Giovanni zu seinen Literatur-Festivals. Sein Lebensweg macht deutlich, Lyrik und Dichtkunst gehören mehr zu seinem Leben als die Eismacherei seines Bruders. Er zeigt die Welt der Verlage, den großen Druck auf Erfolg im Literaturwesen und die Schwierigkeit, auf diesem Markt Bestseller abzuliefern.
Giovanni und sein Bruder leben in zwei völlig verschiedenen Welten und so distanzieren sie sich immer mehr voneinander, auch verbal herrscht zwischen ihnen Funkstille.
Im Zitat Seite 180 sagt Giovanni über Luca: "Seine Welt war das Eiscafé, meine begann dort, wo die Terrasse aufhörte."
So dreht der Roman seine Runden, bezieht sich auf familiäre Themen wir Liebe, Leid und Alltagsleben, bis ein völlig überraschendes Anliegen von Luca an Giovanni den Leser aufrüttelt. Diese Wendung bringt neuen Schwung in die Handlung. Es wird spannend und man wird neugierig, wie dieses Problem familiär gelöst wird.
Mich haben die Einblicke in diese Familie und besonders in die Eisherstellung sehr interessiert, ich hatte dabei die Eisdynastie meiner Kindheit vor Augen. Auch hier kamen Jahr für Jahr immer wieder junge, neue Familienmitglieder im Sommer hinzu, die sich alles sehr ähnlich sahen.
Die Ausarbeitung des poetischen Teile zeigt einige Einblicke in die Welt der Dichter und Poeten. Es zeigt sich eine ganz eigene Welt, die so fern und entrückt ist vom harten Alltag der Eismacher.