Rezension

Titan calls

Die Assistentinnen - Camille Perri

Die Assistentinnen
von Camille Perri

Bewertet mit 4 Sternen

Tina Fontana ist die Assistentin von Robert Barlow, welchem einer der größten Medienkonzerne Amerikas gehört. In ihrem kleinen Büro liest sie dem Chef beinahe jeden Wunsch von den Augen ab. Ihr Verdienst ist auch sechs Jahre nach ihrem Studienabschluss nicht hoch genug, um ihr Studiendarlehen abzahlen zu können. Als dann ein kleiner Fehler bei einer Spesenabrechnung passiert, kann Tina der Versuchung nicht widerstehen. Sie zweigt Geld von dem Spesenkonto ihres Chefs ab, um endlich den Kredit abzulösen. Welche Freude als dieser Kontostand auf Null ist. Doch die Freude währt nur kurz, Tina wird erst langsam klar, was sie da losgetreten hat.

 

Wie ist das so? Nach Abschluss des Studiums hat man Schulden und wenn überhaupt bekommt man nur eine schlecht bezahlte Arbeit. In dem USA, wo die Studiengebühren sehr hoch sind, ist es wohl tatsächlich so, dass junge Menschen mit hohen Schulden ins Berufsleben starten. Ob es in Europa viel besser ist, darf bezweifelt werden. Vielleicht verlangen die Universitäten nicht so viel Geld, doch dafür gibt es die prekären Arbeitsverhältnisse, bei denen eine Vollzeitstelle gerne mit einem Lohn für einen Praktikanten bewertet ist. Und so kann man gut verstehen, welche Verlockung dieses Geld bildet, dass eher versehentlich in Tinas Händen landet. Dann wird sie allerdings von den Entwicklungen überrollt und die Geschichte bekommt ein Eigenleben wie es nie Tinas Ziel war.

 

Nur auf einem kleinen Teil ihres Weges dürfen wir Tina Fontana begleiten. Von der schüchternen kleinen Assistentin entwickelt sie sich zu einer tatkräftigen Frau, die es wagt die Missstände anzuprangern, von denen keiner wissen will. Mit humorvollen und ehrlichen Worten beschreibt Camille Perri die Situation der Assistentinnen, überarbeitet und unterbezahlt, immer bereit für den Chef das Unmögliche wie die Selbstverständlichkeit rüber kommen zu lassen, gerade so wie es erwartet wird. Werden Menschen mit einem Studienabschluss nur als Sekretärin eingesetzt, muss sich niemand wundern, wenn sie irgendwann ihr Gehirn einsetzen und beginnen über ihre Lage nachzudenken. Amüsant und doch nicht ohne Ernst schildert die Autorin die Ereignisse um Tina und ihre Freundinnen. Und so inhaliert man dieses leicht und fluffig verfasste Werk, dass zum Daumenhalten für Tina und ihre Freundinnen animiert und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.