Rezension

Tödliches Schweigen und Bodensteins persönlichster Fall

Im Wald - Nele Neuhaus

Im Wald
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Auf einem Campingplatz explodiert ein Wohnwagen, doch Kommisar Oliver von Bodenstein muss feststellen, dass dies nicht der Feuerteufel ist, der seit Wochen im Taunus sein Unwesen treibt. Im Wohnwagen befand sich jemand... und es war nicht die totkranke Besitzerin, denn diese wird kurze Zeit später erdrosselt aufgefunden. Alles scheint mit dem Verschwinden von Bodensteins bestem Freund vor 42 Jahren zusammenzuhängen. Bodenstein und Pia Sander (früher Kirchhoff) stoßen in Ruppertshain auf eine Mauer des Schweigens, die auch nach Jahrzehnten kaum zu durchbrechen scheint. Doch sie müssen schnell herausfinden, was damals passiert ist, denn der Mörder ist noch nicht am Ende seiner Mission...
"Im Wald" ist bereits der 8. Fall für Oliver von Bodenstein und Pia Sander, in dem vor allem Bodenstein an seine Grenzen gebracht wird. Schnell zeichnet sich ab, dass er fast alle Verdächtigen persönlich kennt und mit einigen als Kind sogar befreundet war... Doch wer von seinen damaligen Freunden könnte ein Mörder sein?
Wer Nele Neuhaus Krimis kennt und schätzt, wird auch den neuen Teil lieben. Die Taunusregion als Setting ist wieder gewohnt liebevoll und detailliert ausgearbeitet, genauso wie die verschiedenen Personen aus deren Sicht man die Geschichte erlebt. Dieses Mal hat Neuhaus aber selbst für ihre Verhältnisse unheimlich viele Verdächtige und Personen in die Geschichte eingefügt, so dass auch das eigentlich sehr sinnvolle Personenregister irgendwann nicht mehr weiterhilft. Mehr als einmal musste ich zurückblättern und noch einmal nachlesen, wer denn nun Person X war und wie sie mit Person Y verwandt, verschwägert, verfeindet oder wahlweise alles zusammen, war. Das hat leider den Lesefluss gestört und die Spannung augebremst. Hier hätten Altersangaben im Personenregister schon etwas geholfen, denn so kam ich einfach zu oft durcheinander.  Nele Neuhaus Stil ist jedoch wie immer toll zu lesen- spannend, kurzweilig und der immer wieder einfließende Dialekt ist witzig. Dazu ließen die vielen geschickt gelegten falschen Fährten (dafür ist Neuhaus bekannt!) die Seiten nur so an mir vorbeifliegen.  Ein Kritikpunkt für mich war der Täter - da ich alle Romane der Reihe kenne, war mir zu schnell klar, wer es ist. Neuhaus hat da einen ganz bestimmtes "Täterprofil". Das ist etwas schade. Allerdings weiß ich aus einer Leserunde, dass es der absoluten Mehrzahl der Leser nicht so ging und die meisten absolut überrascht über die Auflösung waren. 
Fazit: Für Neuhausfans ist auch dieses Buch ein echtes Muss. Die Ermittler sind mir über so viele Jahre ans Herz gewachsen, so dass ich bei diesem Fall ganz besonders mitgefiebert und mitgelitten habe. Leser, die noch kein Buch der Reihe kennen, könnten noch mehr Probleme mit den vielen Namen und den häufigen Anspielungen auf vergangene Teile haben, sollten sich Neuhaus als Krimifans aber nicht entgehen lassen! Einen Punkt ziehe ich für das häufige Zurückblättern ab. Das hat mich einfach sehr gestört.

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