Töten oder getötet werden
Bewertet mit 4.5 Sternen
Inhalt:
Henry ist vom Leben zerstört, gewalttätig und liebt nichts mehr als Grausamkeiten. Geboren als netter, braver Junge lernt er schnell die harten Seiten des Lebens kennen, wird zum Opfer und bricht darunter zusammen. Als erwachsener Mann dreht er den Spieß um und wird zum Täter. Zum Herrscher seines ganz eigenen, kranken Universums unter der Erde. Er entführt Menschen, zwingt sie Nachwuchs zu zeugen und regiert fortan als König sein Reich. Besonder gern lässt er seine Untertanen kämpfen, Frauen, Männer und auch Kinder. Anfangs zu seiner Belustigung später auf Leben und Tod.
Meinung:
Das Buch von Martin S. Burkhardt wird seinem Genre gerecht. Es handelt sich definitiv um ausgemachten Horror, der kaum ein Tabu unberührt lässt. Angefangen von Entführung über Mord bis hin zu Pädophilie ist alles dabei. Wobei besonders Macht eine zentrale Rolle spielt. Das berühmte Fressen oder gefressen werden, gilt hier nicht nur fürs Tierreich.
Das Buch fasziniert und schreckt gleichzeitig ab, wie es für das Genre typisch ist. Speziell das Schicksal der Kinder, die nie etwas anderes kennengelernt haben als dieses unterirdische Königreich, geht ans Herz. Da verschwimmt schnell die Grenze zwischen Opfer und Täter, Mitleid und Hass. Die psychologische Ebene ist dem Autor hervorragend gelungen, der die Leser wirklich an ihre Schmerzgrenze und darüber hinaus bringt.
Der Schreibstil des Buches ist derb, offen und schonungslos, was gut zu der Geschichte passt. Kompromisslos und düster erzählt der Autor von Henry und seinem Leben. Vorher und Nachher. Hier spielen sich mehrere Handlungsstränge parallel ab, die sich aber beim Lesen ganz gut trennen ließen. So erfährt man erst nach und nach wie es zur heutigen Situation gekommen ist, was die Spannung erhöht und mir persönlich sehr gut gefällt.
Weniger gut gefallen mir ein paar andere Kleinigkeiten. Das Cover beispielsweise hätte mich im Buchladen abgeschreckt, was bei der guten Geschichte schade gewesen wäre. Auch die Wertigkeit und das Lektorat des Buches konnten mich nicht überzeugen und werden ihm nicht gerecht.
Dies sind aber zum Glück Kleinigkeiten die dem Lesespaß keinen Abbruch tun.
Fazit:
Ganz klar nur etwas für Freunde des Horrors. Leser von Mainstreamthrillern sind hier falsch. Der Autor wählt bewusst eine Nische und füllt diese wunderbar aus. Wer es allerdings schonungslos mag, sollte hier zugreifen. Für mich eine Leseempfehlung.