Rezension

Toll, aber mit kleinen Schwächen..

Sei schlau, stell dich dumm - Daniela Katzenberger

Sei schlau, stell dich dumm
von Daniela Katzenberger

Wer diesem Buch relativ unbefangen gegenübertritt, was beim Stichwort Katzenberger zugegebenermassen nicht einfach ist, wird von der Qualität angenehm überrascht sein. Aber das lässt mich auch daran zweifeln, dass es Daniela Katzenberger ganz ohne fremde Hilfe schrieb. Den Namen eines allfälligen Ghostwriters zu verschweigen, könnte ich ihr nicht einmal gross übel nehmen. Denn solange das im deutschen Sprachraum noch immer ein Tabu ist, ist es nicht unbedingt die Aufgabe der kleinen Sternchen, mit dem guten Beispiel voranzugehen.

Wer diese locker hingeworfene Lebensbeichte, rasante Erfolgsgeschichte und luftige Teenagerstory nicht ausschliesslich durch moralisch gefärbte Brillengläser liest, kann sogar einiges lernen. Allem voran, wie die heutige Mediengesellschaft funktioniert und wie man ihre Gesetze für den eigenen Aufstieg einsetzen kann. Allerdings muss man dazu Grenzlinien überschreiten, hinter denen die meisten Zeitgenossen das Geschehen lieber von weitem betrachten. Nicht so Daniela Katzenberger, wie sie in beherzter Offenheit zugibt. Wenn Daniela Katzenberger noch vor dem Inhaltsverzeichnis mit den Worten "Ich bin gern eine Tussi. Das ist doch kein Schimpfwort!" zitiert wird, ist das mehr als nur Koketterie. Und lese ich die Geschichten ihrer Kindheit und ihrer Familie nehme ich der Katzenberger auch ab, dass sie zu ihren politischen Unkorrektheiten steht. Das kommt auch in der Passage zum Ausdruck, in der sie ihren leiblichen Vater "Zigeuner" und nicht Sinti oder Roma nennt. Denn schliesslich müsse er selbst am besten wissen, was er sei und wie er genannt werden wolle.

Wie sehr das Glück und der Zufall in jedes Leben eingreifen, kommt in den Schilderungen ihrer Kindheit und Pubertät schön zum Ausdruck. Denn wäre dies oder das anders verlaufen, wäre Daniela Katzenberger vielleicht noch immer eine unbekannte Kosmetikerin, die andere Frauen für mediale Wettbewerbe aufpeppt. Aber dank blonder Haare, der Montagsmädchenserie in der Bild-Zeitung, Shootings als Handyhöschen-Testerin und einer geradezu perfekten Mischung aus Naivität und Erfolgsinstinkt kam Daniela Katzenberger irgendwie auf das schmale Strässchen, an dessen Ende die Geldscheine winken . Allerdings musste sie unterwegs ihren Busen auf Doppel-D vergrössern lassen, was bekanntlich nicht ohne entsprechende Einlagen geht. Potentielle Nachahmerinnen erfahren immerhin, dass diese künstliche Gewichtszunahme mit Schmerzen verbunden ist, gewisse sportliche Tätigkeiten einschränkt und nach zehn Jahren ihre Wirkung verliert. Trotzdem: "Die Operation war eine meiner besten Entscheidungen seit Jahren. Wenn nicht sogar die beste überhaupt!"

Nach der Schilderung ihres Brüste-Tunings teilt Daniela Katzenberger ihrer Fangemeinde noch mit, was sie mag und was nicht. Und Überraschung, Überraschung, darunter ist nichts, was wir nicht auch auf fast jedem Facebook-Geständnis lesen können. Natürlich kann man monieren, das sei langweiliges Geplapper mit dem Informationswert einer griechischen Staatsanleihe. Aber wer bei einem solches Buch mehr erwartet, ist selber schuld. Und viele junge Leserinnen wollen genau das wissen. So wie ich als Teenager ebenfalls wissen wollte, wie sich Pierre Brice und Lex Barker rasierten, verpflegten, fortbewegten und für ihre privaten Eroberungsfeldzüge fit machten.

Nachdem uns Daniela Katzenberger noch in ihr Café auf Mallorca mitgenommen hat, machen wir noch Bekanntschaft mit ihrem Talisman, ihrer Freundin und ihrem Team. Danach gibt's noch eine Art Anhang mit Geboten für die Katze, einem Schönheits-Einmaleins und einem Test, ob man Daniela Katzenberger nun auch wirklich kennt. Die letzen Seiten gehören der Katzenmutter und den Katzenpflegern.

"Leuten, die mich nur aus dem Fernsehen kennen, muss ich nochmal sagen: Ich bin wirklich so, ich kann nur ich selbst sein, kann keine andere spielen. Ich bin ja gerne ein Klischee." Tja, was soll man da noch sagen? Dass ein Mensch kein Klischee sein darf? Dass Daniela Katzenberger mit den Erwartungen von Klischeeliebhabern kein Geld verdienen darf? Oder dass sie zuerst Dreissig werden soll, bevor sie über ihre Kindheit, ihre Teenagererlebnisse und ihre Karriere sprechen darf? Oder gehört es zu den Pflichtaufgaben eines Rezensenten, sich über volksverblödende Medien aufzuregen? Immerhin haben wir noch alle das Recht, uns diesen Medien und ihren Inhalten zu verweigern.

Mein Fazit: Selber darüber staunend, dass ich so viel über ein so unbedeutendes Buch schreibe, komme ich zum Schluss, dass es für mich eben doch eine Bedeutung hat. Nämlich die, dass mir Daniela Katzenbergers Geschichtchen zeigen, wie wenig sich die heutige Mediengesellschaft von der unterscheidet, die schon zu den Zeiten meiner Teenagerjahre von besorgten Erwachsenen kritisiert wurde. Daher habe ich mich natürlich auch gefragt, wer nun eigentlich die Schlauen und Dummen sind. Denn so klar ist das nach der Lektüre der "Katzenberger-Biographie" gar nicht.

Kommentare

DinDin kommentierte am 31. Oktober 2014 um 14:49

Eine tolle Rezension, hab sie gerne gelesen :D Ob ich mir das Buch nun auch zu Gemüte führe weiß ich nicht, aber mal drin stöbern schadet ja nicht.