Rezension

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Toll durchdachte Story aber sehr enttäuschende Charaktere

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
von Sabaa Tahir

Bewertet mit 3 Sternen

Elias & Laia. Die Herrschaft der Masken ist der Auftaktroman einer geplanten fantastisch angehauchten Dystopie-Reihe von Sabaa Tahir aus dem One Verlag. Die Geschichte beginnt gleich mit einem Knall, der den Leser sofort in die Geschehnisse der Handlung wirft. Zwei Welten und unzählige Völker treffen hier aufeinander. Auf der einen Seite die Unterdrücker, die ihr Recht mithilfe sogenannter Masken mit aller Gewalt durchsetzt und auf der anderen Seite die Rebellion, die versucht, sich irgendwie die Unabhängigkeit zurück zu erobern. Elias, im Imperium aufgewachsen, aber von seiner Mutter verstoßen, wird zu eben so einer Maske ausgebildet. Wird allerdings von zahlreichen inneren Konflikten geplagt und will kurz nach Abschluss seiner Ausbildung das Imperium für immer hinter sich lassen, wird allerdings überredet, sich weiterhin in die Dienste des Imperiums zu stellen. Laia hingegen wird ungewollt der Angehörigkeit der Rebellen beschuldigt und wird aufgrund der Entführung ihres Bruders auch in diese Richtung gedrängt. Es prallen zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dennoch finden sie durch diese beiden Charaktere zueinander, wobei sie dennoch jeweils durch ihre ganz eigene Hölle müssen um das zu erreichen, was sie wollen. Eine vielversprechende Handlung bahnt sich an…

Meines Erachtens hat sich die Autorin Sabaa Tahir eine überaus packende, toll konstruierte und und sehr strukturierte Geschichte einfallen lassen, die mich von Beginn an überzeugen konnte. Der Konflikt, zwar nicht zum ersten Mal gelesen, ist trotzdem nach wie vor nicht langweilig, da jeder Autor seine ganz eigene Interpretation in die Erzählung einfließen lässt. Beide Seiten vertreten ganz individuelle Standpunkte, die plausibel dargestellt werden. Die gnadenlosen Unterdrücker zum einen und die rebellischen Unterdrückten zum anderen. Beide Parteien werden durch zahlreiche Charaktere vertreten, die mich allerdings leider alle überhaupt nicht überzeugen konnten. Vorneweg die gnadenlose Kommandantin, die das Böse in Person darstellt, ihr Kind einfach aussetzt, keinerlei Gefühle außer Hass zeigt und man trotzdem nicht erfährt, wieso sie so bescheuert geworden ist. Dann ihr Sohn Elias, der von Anfang an mit inneren Zweifeln konfrontiert ist, diese aber bis zum Ende des Buches nicht überwindet oder Laia, das kleine süße unschuldige Mäuschen, dass im Schatten ihrer Mutter steht, sich nichts traut und NULL Selbstbewusstsein hat und sich auch bis zum Ende des Buches kaum weiterentwickelt. Sabaa Tahir hat hier in meinen Augen komplett versagt. Nicht ein einziger Charakter kann auch nur ansatzweise meine Sympathie erlangen, geschweige denn auch nur ansatzweise eine Charakterentwicklung durchleben. Sehr unbefriedigend…

Darüber hinaus konnte ich auch mit einigen der Prüfungen, die sich die vier Masken stellen müssen, um neuer Imperator zu werden, eher langweilig als wirklich spannend, weshalb ich mich ab und zu durch die Seiten gequält habe. Vor allem konnte ich mit den Auguren, die für die Prüfungen zuständig sind, so gar nichts anfangen. Hier vermischt die Autorin leider Fantasy mit der Dystopie. Hätte sie sich ausschließlich auf Menschen bezogen, hätte ich das durchdachter und plausibler gefunden. Somit bleibt leider einiges an Potenzial der Handlung auf der Strecke. Wirklich schade, da mich die ersten Seiten des Buches schnell in seinen Bann ziehen konnten und mir die Story anfangs wirklich sehr gut gefallen hat. Hier hätte Frau Tahir das hohe Anfangsniveau aufrechterhalten sollen.

Zugutehalten muss ich ihr hingegen den ausgesprochen angenehmen Erzählstil. Dieser ist super gelungen, wodurch ich trotz einiger Längen im Buch dennoch recht schnell über die Seiten geflogen bin. Zahllose Cliffhanger und kurze Charakterkapitel stützen dieses tolle Bild. Wenn da nicht diese schwachen Charaktere und ein paar Handlungsschwächen gewesen wären, hätte dieses Buch ein ganz großes werden können. So bleibt leider vieles auf der Strecke, weshalb das Buch leider letztendlich nur im Mittelmaß landet. Ob ich eine eventuelle Fortsetzung lese, weiß ich nicht. Nach dem vielversprechenden und interessanten Ende müsste man das eigentlich, wenn da nicht…