Rezension

Tolle Biographie

Ich bin, was ich bin - Uwe Kröger

Ich bin, was ich bin
von Uwe Kröger

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man sich im deutschsprachigen Raum mit Musicals beschäftigt, so kommt man am Namen Uwe Kröger nicht vorbei. Ob man ihn nun mag oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden.

Noch vor einigen Jahren interessierten mich Musicals und auch die Darsteller sehr. Uwe Kröger habe ich bisher noch nicht live erleben können, denn irgendwie ist immer etwas dazwischen gekommen. Ob auf seiner Seite (Krankheit, spielfrei etc.) oder meiner Seite. Ich mag jedoch seine Stimme und höre gerne seine CDs. Allerdings muss ich auch ganz klar sagen, zeitweise war er mir jedoch viel zu präsent. Auch habe ich so die eine oder andere Geschichte gehört. Doch was wirklich wahr ist, weiß man nicht und so war ich gespannt, was er zu erzählen hat.

(Auto-)Biographien sind nicht unbedingt so mein Ding, denn oft werden die Geschichten durcheinander erzählt und mir fällt es schwer alles richtig nachzuvollziehen. Zu Beginn hatte ich hier auch die Befürchtung, dass alles kreuz und quer ist. Allerdings war sehr schnell eine Struktur zu erkennen.
Es gibt 18 Kapitel, die dann wiederum in Unterkapitel unterteilt worden sind. So konnte ich schnell in sein Leben und seine Erfahrungen eintauchen.

Richtig einordnen konnte ich Uwe Kröger nie. Auf der einen Seite wirkte er auf mich wie ein offener, freundlicher Mensch.  Andererseits hatte ich manchmal das Gefühl, dass er auch ziemlich arrogant sein kann.
Das konnte das Buch schön entkräften. Ja, er ist von sich selbst überzeugt, aber das ist er vollkommen zu Recht. Er hat sich seinen Erfolg hart erarbeitet, auch wenn ein gewisses Quäntchen Glück dabei gewesen ist. Uwe Kröger ruht sich auch nicht auf seinen Lorbeeren aus. Im Gegenteil. Er scheint seinen Job sehr, sehr ernst zu nehmen. Klar versucht er sich wie andere in seine Rollen hineinzuversetzen, aber er geht sogar so weit, dass er den Figuren Düfte zuordnet. Das finde ich echt interessant. Gerade seine Erklärung warum welche Figur wie riecht.

Mir hat es sehr gefallen, dass er nicht unnötig schmutzige Wäsche wäscht. In vielen Biographien ist das leider der Fall. Kröger beschreibt zum Beispiel sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater. Auch wenn so ein Thema immer subjektiv und nur von einer Seite beleuchtet ist, so wirkte es hier schon fast komplett sachlich. Zum einen, weil er scheinbar seinen Frieden damit gemacht hat und zum anderen weil er so etwas nicht aufbauschen möchte.
Das gleiche gilt für die zerbrochene Freundschaft zu Marika Lichter. Er sagt, dass jeder seine Ansicht hatte und es kam halt, wie es kam.
Es hat mich gefreut, dass er diese Themen nicht als große Aufreißer genommen hat.

Ich weiß seit Jahren, dass er schwul ist. Mir persönlich ist das vollkommen schnuppe. Und dennoch war es interessant von seinen Erfahrungen damit zu lesen.
Ich muss ganz klar sagen, dass ich den Hut vor seinen Ansichten bezüglich einer Hochzeit und Kindern ziehe. Es gibt genügend Menschen, die sich Kindern gegenüber nicht so fair sind.

Überhaupt lässt sich das Buch toll lesen. Die Kapitel sind nicht allzu lang und der Schreibstil war auch flüssig. Allerdings merkt man, dass er viel Zeit in Österreich verbringt. Hier und da war schon mal eine österreichische Formulierung mit dabei. Aber alles halb so wild.
Auch die Bilder sind toll. Einige von denen kannte ich noch nicht.

Es gibt allerdings auch ein paar kleine Kritikpunkte.

Mir war es teilweise zu viel über „Der Besuch der alten Dame“. Er hat zwar auch auf seine anderen Stationen Bezug genommen, aber leider nicht so ausführlich wie ich es mir vorgestellt hatte.
Das Ende kam mir auch ein bisschen zu überstürzt. Mir persönlich wäre ein eigenes kleines Kapitel/Nachwort lieber gewesen.
Und der Preis mit knapp 23 Euro ist auch nicht gerade niedrig. Ich kenne mich im Verlagswesen nicht aus, aber ich würde lieber auf ein paar Bilder verzichten und dann max. 15 – 20 Euro dafür zahlen.

Ansonsten kann ich das Buch nur weiterempfehlen. Ich bin mir nicht so sicher, ob Nicht-Musicalfans auch ihren Spaß an dem Buch hätten, aber Fans kommen schon auf ihre Kosten.