Rezension

Tolle Familiensaga

Das Glas der Grandi - Theresa Révay

Das Glas der Grandi
von Theresa Révay

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Familien aus drei Ländern, die eine Kunst, eine Leidenschaft eint: Das Glasbläserhandwerk. Das Schicksal führt sie in der Nachkriegszeit zusammen und jeder will auf seine Weise das Erbe seiner Familie retten. In ihrer mitreißenden Familiensaga „Das Glas der Grandi“ gibt Theresa Révay ihren Lesern einen detaillierten Einblick in die Geschichte des europäischen Glashandwerks. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Glasbläserkunst aus Murano – die kleine Insel in der Lagune Venedigs ist seit über 1.000 Jahren für diese Kunst bekannt und gilt sogar als Wiege der mitteleuropäischen Glaskunst. Es geht aber auch um die Glashütten in Lothringen und Böhmen.

Livia Grandi – Hauptfigur in Theresa Révays Familiengeschichte entstammt einer alteingesessenen venezianischen Glasbläserdynastie. Nach dem Zweiten Weltkrieg lastet das Familienerbe ganz allein auf ihren Schultern, der geliebte Großvater stirbt, der Bruder kehrt nur als Schatten seiner selbst aus dem Krieg zurück. Dazu kommt noch, dass die Geschäfte in dieser schweren Zeit sehr schlecht laufen. Einzige Rettung könnte ein kleines rotes Büchlein sein, dass Livia von ihrem Großvater am Sterbebett anvertraut bekommen hat. Seit dem 16. Jahrhundert wird das Buch von Generation zu Generation weitergegeben und es enthält das in der Branche verschollen geglaubte Rezept des berühmten Chiaroscuro-Glases. Doch dann wird Livia von ihrem Bruder aus der Geschäftsleitung verdrängt. Enttäuscht flüchtet sie sich in die Arme des Erben einer bekannten Lothringer Glashütte.

Theresa Révay hat für ihren Roman sehr gut recherchiert und so bekommt der Leser einen recht guten Einblick in den Beruf der Glasbläser und Graveure sowie viele interessante Infos zur Entwicklung des Glashandwerks in Italien, Frankreich, Böhmen und Bayern. Nebenbei schafft es Révay aber auch ein einfühlsames und umfangreiches Bild der Nachkriegsgeneration in Europa zu zeichnen – einer Generation, die nach dem Krieg erst einmal vor den Trümmern ihrer Existenz stand und nochmal ganz von vorne anfangen musste. Besonders bewegend schildert Révay dabei das Schicksal der Sudetendeutschen, die aufgrund der sogenannten Bene's-Dekrete aus Böhmen deportiert wurden. Mit Livia haben wir zudem eine starke Frau, die gegen die Widerstände ihrer Zeit um ihr Glück kämpft.

Fazit: Eine rundum gelungene Familiensaga: packend, bewegend, gut recherchiert, unterhaltsam und spannend.