Rezension

Tolle Fantasygeschichten mit aussergewöhnlichen "Helden"

Das vierte Siegel - Liane Sons

Das vierte Siegel
von Liane Sons

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Prophezeiung sagt, das einst drei Siegelträger die freien Reiche retten werden. Als eines Tages der Fürst Camora, dank dunkler Mächte, alle Länder unter seine Macht bringen und Großkönig werden will, sollen diese drei dafür sorgen, die Freiheit zu erhalten. Doch die drei aus der Prophezeiung sind so gar nicht das, was man sich unter Helden vorstellt. Caitlin, die Erbin der Magie, die von den Nebelinseln stammt, legt mehr wert auf schöne Kleidung, als darauf, ihre Magie zu erlernen. Rhonan, der Erbe der Stärke, ist ein Trinker, der in der Gosse lebt und sich lieber mit Damen des leichten Gewerbes abgibt. Gideon, der Erbe der Weisheit, ist da eher nur zufällig hinein gerutscht, den eigentlich ist er doch gar nicht Weise aus der Prophezeiung. Gemeinsam sollen sie die magische Quelle, die Camora für seine dunkle Macht benötigt, verschließen. Doch wird das diesen drei ungewöhnlichen Helden wirklich gelingen?
Meine Meinung:
Der Plot dieser Fantasygeschichte ist ein recht bekannter, eine kleine Gemeinschaft soll die Macht des Bösen verhindern, bzw. ihre Welt retten. Doch die Umsetzung der Geschichte ist hier zum größten Teil sehr gut gelungen. Allerdings fiel mir der Einstieg in das Geschehen sehr schwer, nachdem der Prolog noch einen guten und gelungenen Einblick lieferte, kam ich erstmal gehörig ins Schwanken. Sehr viele unterschiedliche Charaktere aus unterschiedlichen Ländern prasselten auf mich ein und ich hatte weder eine Ahnung, wer da gerade handelte, noch warum. Hier hätte ich mir sehr gut vorstellen können, das eine Übericht der Charaktere durchaus hilfreich wäre, denn so waren die ersten 150 Seiten doch ein Kampf des Zuordnens. Doch zum Glück hat die Autorin einen extrem guten und flüssigen Schreibstil, so dass dieser mich dann doch dazu brachte, weiterzulesen. Doch als dann die ungewöhnlichen Gefährten zusammentrafen, ging es mir mit der Geschichte wesentlich besser. So langsam wusste ich, wer zu wem gehörte und die Geschichte nahm Fahrt auf.
Mit dem besseren Verständnis für die Geschichte wurde es dann auch gleich viel spannender und fesselnder und ich war einfach mitten im Geschehen. Es bleibt hier zwar durchaus bei verschiedenen Handlungssträngen, doch diese waren alle durchweg spannend und durchdacht und der rote Faden, den ich zu Beginn noch suchte, war auf einmal wie selbstverständlich gegeben. Es warten hier so einige Abenteuer auf den Leser, die auch mich begeistern und mitreißen konnten.
Ein Erzähler in der dritten Person beschreibt detailreich, aber nicht langatmig von den Personen und der Umgebung und nach und nach wurden die Bilder immer lebendiger.
Die Welt, die Liane Sons erschaffen hat, konnte ich mir gut vorstellen, dabei ist sie eher optisch eine mittelalterlich gestaltete Welt, ohne das hier noch unzählige Fantasygestalten auf mich einprasselten.
Die Charaktere sind hier das Ausschlaggebende der Geschichte, denn diese extremen Antihelden brachten mich mehr als einmal zur Verzweiflung, wenn ich dann noch daran dachte, dass ausgerechnet diese die Welt retten sollten - oh mein Gott! Da wäre Caitlin, die mir zu Beginn einfach nur auf die Nerven ging, verwöhnt, oberflächlich, stur und durch und durch Prinzessin. Aber gerade diese Prinzessin, macht hier eine Wandlung innerhalb der Geschichte durch, die mich beeindruckt hat. Denn diese Wandlung ist absolut glaubhaft, denn aus der verwöhnten Prinzessin wird nicht die mutige und großartige Heldin, sondern bleibt zwar irgendwo so wie sie ist, handelt aber nach bestem Wissen und Gewissen. Rhonan, ein versoffener, humpelnder Prinz, der von der Beschreibung her so gar nicht an einen Prinzen erinnerte, ist trotz aller Fehler, ein Held, denn eins kann er: kämpfen. Gideon, rein optisch ein junger Mann und der Weise der Gefährten, ist körperlich schwach und kämpferisch ungeschickt und doch ist er derjenige, der die ungewöhnlichen Helden zusammenhält.  Neben diesen drei Antihelden, die mir trotzdem ans Herz wuchsen, gibt es noch eine ganze Menge Nebenfiguren, die aber ebenfalls wichtige Rollen spielen und bei denen ich genauso mitgefiebert habe.
Mein Fazit:
Ein Buch, das mir persönlich zu Beginn etwas schwer fiel, mir aber dann wirklich spannende Unterhaltung bot. Ein Schreibstil der fesseln und mitreißen konnte und Umgebung und Charaktere lebendig werden läßt. Viel Spannung, Action, aber auch Humor zeichnen diese Geschichte genauso aus, wie die interessanten und einmal ganz anderen Charaktere, bei denen mich dich "Helden" so richtig begeistert hatten. Wer High Fantasy mag, der ist hier richtig gut aufgehoben! Gute 4,5 Sterne!