Rezension

Tolle Gestaltung, schwacher Inhalt

Kühlschrank-Chroniken
von Nora Miedler

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover und die Innengestaltung des Buchs gefallen mir sehr gut. Das Buch hat die Form eines Kühlschranks, der auch in der WG-Geschichte eine zentrale Rolle spielt. Die Innenseiten sind mit kleinen Bildern und Randbemerkungen in rot-schwarz gestaltet. Zwischendurch ist immer mal eine Textzeile eingerückt, die dann eine bestimmte Bedeutung hat (z. B. Memo oder Gedanken etc.). Insgesamt also recht ungewöhnlich, erinnert schon fast ein bisschen an die derzeit angesagten Comicromane. Das Buch wird dadurch sehr aufgewertet.

Die 17 jährige Billie bekommt kurz nach dem Abitur von ihrer Oma eine 5 Zimmer-Wohnung geschenkt. Ihre Eltern erlauben ihr, diese Wohnung zu beziehen, unter der Voraussetzung, dass sie die Wohnung und ihr Leben selbst finanziert. Begeistert stürzt Billie sich in dieses Abenteuer. Billie will Drehbuchautorin werden. Dafür will sie unbedingt bei einer Filmfirma Erfahrungen sammeln. Nachdem sie sich ausgerechnet für ein unbezahltes Praktikum entschieden hat, wird ihr schnell klar, dass sie anderweitig Geld verdienen muss, um in der Wohnung bleiben zu können. Also entscheidet sie kurzerhand, dass sie 3 Zimmer untervermietet und eine WG gründet. Schnell sind 2 passende Mitbewohnerinnen gefunden: Die 16 jährige Schauspielerin Ki-Lu, die sie am Set kennengelernt hat und die 18 jährige Sarah, die sie aus der Schule kennt. Zusammen erleben die 3 einige verrückte Geschichten. Schließlich kommt noch eine weitere Mitbewohnerin samt Bruder hinzu und das Chaos ist perfekt…

Vorab bleibt festzuhalten, dass es sich um einen Jugendroman handelt, der sich an 11 – 15 jährige Mädchen richtet. Dies erklärt auch den Schreibstil: Er ist sehr einfach und flüssig zu lesen. Die Dialoge erinnern sprachlich und inhaltlich aber  nicht an fast volljährige junge Frauen, sondern eher an 12 – 14 jährige Mädchen. Das fand ich zwischendurch dann doch recht störend, weil die Geschichte dadurch viel an Glaubwürdigkeit verliert. Im Gegenzug ist es umso seltsamer, dass diese naiven jungen Dinger aber völlig auf sich alleine gestellt sein sollen. Eltern tauchen nur mal in Nebensätzen auf. Ob Mietverträge, Arbeitsverträge, Polizeieinsätze – Eltern werden nicht gebraucht. Und das obwohl einige der Protagonisten nicht volljährig sind. Auf der einen Seite sind die WG-Mitglieder also total eigenständig und unabhängig, auf der anderen Seite handeln sie dann wieder so dermaßen naiv, dass es einen graust. Da werden Schlüssel an mehr oder weniger unbekannte Personen ausgegeben, Blind-Dates in der eigenen Wohnung verabredet, abstruse Ideen zur Beschaffung von Geld besprochen… Wenn man bedenkt, an welche Altersgruppe sich dieser Roman richtet, hätte ich ein paar intelligentere Wendungen so rein für die Vorbildfunktion besser gefunden…

Insgesamt ein toll gestaltetes, leicht zu lesendes Buch, von dem ich mir inhaltlich dann aber doch etwas mehr versprochen hätte…