Rezension

Tolle Grundstory, leider zu wenig Spannung

Mr. Peregrines Geheimnis - A. J. Hartley

Mr. Peregrines Geheimnis
von A. J. Hartley

Bewertet mit 3 Sternen

Story und Charaktere:

Nach dem tragischen Unfalltod seiner Eltern zieht Darwen von England nach Amerika zu seiner Tante Honoria, wo er ab jetzt leben soll. Schon bald steht ihm sein erster Schultag an der Hillside Academy bevor, auf den er sich so ganz und gar nicht freut. Während er mit seiner Tante die letzten Besorgungen für seinen Einstieg in sein neues Leben macht, macht er eine Entdeckung der besonderen Art. Ein seltsames Flugwesen wirbelt in der Mall durch die Lüfte und verschwindet in einem Antiquitätenladen, in dem Spiegel verkauft werden. Darwen eilt diesem seltsamen Wesen nach und ist schon bald Besitzer eines seltsamen alten Spiegels, den Mr. Peregrine ihm geliehen hat. Zunächst versteht er nicht, was dieser Spiegel mit dem Flugwesen und ihm zu tun haben soll, doch schon bald soll sich ihm dieses Geheimnis offenbaren. Darwen ist ein Spiegelokulist und kann auf die andere Seite der Spiegel gehen. Normalerweise ist es dort ruhig und friedlich, gerade jetzt jedoch gehen Dinge vor sich, die auf keinen Fall weitergehen dürfen. Nun liegt es an Darwen die Welt auf seiner Seite und die hinter den Spiegeln zu retten.

Darwen ist der Hauptcharakter dieses Buches. Er ist elf Jahre alt und gerade Waise geworden, da seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Mit der neuen Situation muss er sich erstmal anfreunden, denn plötzlich soll er nicht mehr in England, sondern in Amerika wohnen. Und das auch noch bei seiner Tante Honoria, die zwar versucht, sich so gut es geht um ihren Neffen zu kümmern, ihn aber im Grunde einfach zu wenig kennt.
Darwen versucht, der neuen Situation aufgeschlossen entgegenzugehen, doch an seiner neuen Schule wird er direkt zum Außenseiter. Die Lehrer tadeln ihn wegen seiner ungewöhnlichen, nicht England englischen Aussprache, die Schüler ziehen ihn ständig auf. Die Hillside Academy, an der ein fast schon militärisches Regime geführt wird, ist absolut nichts für Darwen.
Als ein Schulprojekt ansteht, freundet er sich allerdings mit zwei weiteren Außenseitern an. Rich und Alexandra haben es ebenfalls nicht leicht an der Schule. Rich hat ein großes Faible für Archäologie, das niemand nachvollziehen kann und Alexandra ist einfach sehr laut und direkt. Zusammen ergeben die drei aber schon bald ein tolles Team.
Als Darwen herausfindet, dass er durch Spiegel gehen kann, findet er die Sache anfangs noch aufregend und spannend. Gerne macht er den Schritt von seiner Welt nach Silbrica, wo er die Talfee Motte kennenlernt. Als jedoch mehr als deutlich wird, dass Silbrica in Gefahr ist, will Darwen seine Besuche dort einstellen. Wäre da nicht Mr. Peregrine, der ihn mit einem Auftrag zurück nach Silbrica schickt, wäre er wohl nie in das größte Abenteuer seines Lebens geraten. Zusammen mit Alex und Rich versucht er nun, seine Welt und die hinter den Spiegeln zu retten. Ganz besonders die Schrubbler versuchen ihn davon abzuhalten und ihr gefährliches Ziel in die Tat umzusetzen.

Rich ist Archäologiefan und der Kopf der drei Freunde. Sich Pläne auszudenken und umzusetzen findet er nicht sonderlich schwer. Besonders in technische Dinge kann er sich gut hineinversetzen und diese auch analysieren. Anfangs ist er Darwens Geschichte gegenüber noch skeptisch, bis er selbst mit nach Silbrica geht. All die Technik, die von den Schrubblern gebaut wird, fasziniert ihn zwar, doch gleichzeitig macht sie ihm auch Angst. So verfällt er schnell in den Analysemodus, um hoffentlich eine Lösung zu finden, wie man die Schrubbler davon abhalten kann, von ihrer Welt in seine zu wechseln.

Alex ist ein sehr forsches, aufdringliches Mädchen, das eine überaus ausgeprägte Neugierde besitzt. Sie muss alles wissen, anfassen und sehen was sie in irgendeiner Weise interessiert. Mit ihrer offenen Art Dinge auszusprechen, die andere nur denken würden, kommt sie nicht bei allen gut an. Auch bei Darwen stößt sie damit zunächst auf Ablehnung. Mit ihrer hartnäckigen Art schleicht sie sich dennoch in sein Leben und in sein Abenteuer. Mutig bestreitet sie mit Rich und Darwen alle noch so gefährlichen Situationen.

Mr.Peregrine, Tante Honoria, die übrigen Mitschüler und Lehrer, sowie diverse andere Charaktere erhalten ebenfalls ihren Platz in Darwens Abenteuer. Sie werden kurz und einfach umrissen, haben aber alle so markante Eigenarten, dass man sie wunderbar auseinanderhalten kann.

Was mir besonders gefallen hat:

Eine Welt hinter den Spiegeln – das ist eine Idee, die mich magisch angezogen hat. Tatsächlich ist die Welt hinter Darwens Spiegeln auch zunächst besonders schön und friedvoll. Er lernt die Talfee Motte kennen und streift durch die Umgebung, die der Autor dem Leser klar vor Augen führt. Viele kleine Details machen die Orte aus, an die der Autor uns führt und man hat keine Schwierigkeiten, sie vor dem inneren Auge zu sehen.
Der lockere und flüssige Schreibstil trägt dazu bei, dass sich das Buch zügig lesen lässt. Ich denke für die vorgesehene Altersgruppe ist dieser, wie auch der Sprachstil genau richtig. Nicht immer ist alles ganz einfach zu verstehen. Die ganzen Konstruktionen, die hinter dem Spiegel gebaut werden, werden meist von Alex oder Rich erklärt. So fällt es beim Lesen leicht, zu durchschauen, worum es geht. Ein gut gewählter Zug des Autoren, keine ellenlangen Beschreibungen einzusetzen, sondern die Protagonisten die Erklärungen übernehmen zu lassen.

Ob Junge oder Mädchen, dieses Buch ist in den Händen beider Geschlechter gleichermaßen gut aufgehoben. Obwohl ein Junge der Hauptcharakter ist, ist doch auch Alex sehr präsent. Hier kommen definitiv beide Geschlechter auf ihre Kosten.

Was mir nicht so gut gefallen hat:

Leider mangelt es Mr. Peregrines Geheimnis im Hauptteil sehr an Spannung. Bis zu dem Moment, in dem man sich das erste Mal in Silbrica befindet, ist das Buch sehr gelungen und ich hatte die Hoffnung, dass es auch so weitergeht. Allerdings habe ich dem Irrglauben meinerseits unterlegen, dass es in der Geschichte auch vor allem um die magische Welt hinter den Spiegeln gehen würde. Das ist allerdings ein Trugschluss, denn die meiste Zeit über befindet man sich auf unserer Seite des Spiegels und begleitet Darwen, Rich und Alex durch den Schulalltag.

Auch glaube ich, dass sich das Buch nicht wirklich dazu geeignet hat, es zu übersetzen. Immer wieder wird auf die Unterschiede zwischen dem englischen Englisch und dem amerikanischen Englisch hingewiesen, die man einfach im Deutschen nicht verstehen kann. Da ich selbst einige Zeit in den USA gelebt und dann aber englisches Englisch an den deutschen Schulen sprechen musste, weiß ich, in welcher Misere Darwen steckt. Dies kommt allerdings im Deutschen überhaupt nicht rüber, da es keinen passenden Dialekt gibt, mit dem man dies hätte übersetzen können.

Gestaltung:

Vor einer schwarzen Silhouette sieht man seltsame Wesen am Bildrand herumhängen, herumfahren oder herumstehen. Auf dem Kopf der Silhouette sitzt eine kleine Fee, auf den Schultern stehen zwei Personen, die man von hinten sieht. Mich hat dieses Cover auf das Buch aufmerksam gemacht und ich muss sagen, dass es sehr passend zum Inhalt gestaltet wurde.

All die Figuren die man auf dem Cover sieht, kommen auch immer wieder an den Kapitelanfängen des Buches vor. Es erleichtert es dem Leser, sich die Figuren vorzustellen, die beschrieben werden. Eine schöne Lösung, die mir sehr gefallen hat.

Wertung:

Grundstory und Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Leider hat es mir aber doch sehr an Spannung gefehlt, wodurch sich das Buch immer wieder in die Länge zog. Ich denke nicht, dass ich auch die beiden Folgebände lesen werde, denn dieses eine Abenteuer war mehr als genug. An Darwen und seine Freunde vergebe ich 3 Lila-Lesesterne.